Aktueller Situationsbericht Kommunalwald Stadt Neustadt (Hessen)
Kürzlich trafen sich Bürgermeister Thomas Groll und Erster Stadtrat Wolfram Ellenberg mit Neustadts Revierförster Klaus Schild, um sich einen aktuellen Situationsbericht über den hiesigen Kommunalwald geben zu lassen. Gemeinsam befuhr man auch den Stadtwald, um sich vor Ort zu informieren.
Förster Schild erstattete dabei den nachfolgenden Bericht:
Auch im Wirtschaftsjahr 2023 war der Neustädter Kommunalwald durch die klimatischen Veränderungen sehr betroffen. Die extreme Trockenheit bestimmte abermals das wirtschaftliche Handeln bestimmt. Ein Temperaturrekord folgte dem nächsten und der Waldzustand war entsprechend dem Waldzustandsbericht des Landes Hessen noch nie so besorgniserregend. Aber die zahlreichen Winter- und Frühjahrsniederschläge haben zumindest die Startbedingungen für die Vegetation im Frühjahr 2024 bis jetzt günstig gestaltet, um die Wiederbewaldung hin zu mehr Klimastabilität zu ermöglichen.
Im örtlichen Stadtwald bestimmte sowohl die Pflege als auch die Aufarbeitung von weiterem Schadholz das Handeln. Unter die notwendigen Maßnahmen fallen Kulturpflegearbeiten im Umfang von über 50 Hektar sowie der Pflanzung von insgesamt 43.000 Pflanzen.
Um für die Zukunft einen widerstandsfähigeren Mischwald zu erhalten, wurden vom Forstamt Kirchhain 11 verschiedene Baumarten ausgewählt worden, die für die klimatischen Bedingungen der Region besonders geeignet sind und die in dieser Diversität die nötige Widerstandsfähigkeit gegen biotische (Schädlinge) und abiotische (häufigere Extremwetterereignisse) Faktoren aufbieten können. Damit sind im Stadtwald Neustadt fast alle Flächen wieder bewaldet, auch wenn es natürlich noch Jahrzehnte dauert, bis die jetzt noch kleinen Bäume wieder ein „richtiger Wald“ sind.
Aus wirtschaftlicher Betrachtungsweise hat der Stadtwald 423.000 Euro vereinnahmt, wobei 303.000 Euro als Aufwendungen abzuziehen sind, sodass 2023 ein Jahresüberschuss von ungefähr 110.000 Euro zu verzeichnen ist.
Ein erheblicher Teil der Einnahmen (190.000 Euro) kommen aus Förderungen, wobei der größte Posten hierbei das neue Bundesprogramm „Klimaangepasstes Waldmanagement“ (KLAWAM) ist. Diese hat als Ziel, die Waldbesitzer beim Waldumbau hin zu klimaangepassten Wäldern zu unterstützen. Hierfür wurden im Neustädter Stadtwald Teilflächen des Waldes und zahlreiche sogenannte Habitatbäume, die Lebensraum für unzählige verschiedene Tierarten bieten, aus der Nutzung genommen. Zusätzlich sind weitere 10 Kriterien bei der Bewirtschaftung zu erfüllen, die im Rahmen der Zertifizierung des Stadtwaldes streng überwacht werden. Der andere erhebliche Anteil der Einnahmen ergab sich aus dem Brennholzverkauf des Jahres 2023. Hier wurden durch den Verkauf von ca. 1.100 Festmetern an insgesamt 170 Kunden 85.500 Euro vereinnahmt. Der Brennholzverkauf gestaltet sich dabei jedoch komplex, da die vielen „kleinen“ zugeteilten Lose in ihrer Gesamtheit ungefähr ein Drittel des Holzertrages ausmachen und dies sehr zeit- und personalaufwendig ist.
In diesem Jahr wird sich die Bereitstellung des Brennholzes leider zeitlich erheblich verzögern, da die Waldbestände derzeit noch nicht befahren werden können und sich die Holzernte dadurch nach hinten verschiebt. Lediglich das Holz aus den Kronen der älteren Schadbuchen kann in Kürze bereits verteilt werden.
Der Jahreseinschlag des Holzes fiel mit 5049 Festmetern beinahe exakt so hoch aus wie der Hiebsatz aus der langfristigen Betriebsplanung prognostiziert hat. Bei der Aufarbeitung des Holzes ist dabei vorwiegend Schadholz genutzt worden, wobei auf die Fichte und leider auch die Buche ein überproportionaler Anteil entfallen ist, da diese im Vergleich mit den anderen Baumarten stärker durch mehrere Umweltfaktoren beeinträchtigt worden ist.
Um den höheren Fichtenanteil zu kompensieren, ist ein geringerer Anteil der anderen Baumarten genutzt worden. Für das laufende Jahr geht das Forstamt ebenfalls von einem Holzeinschlag im Normalmaß aus, hier wird auch mit überwiegend Schadholz gerechnet.
Die Holzmarktsituation hat sich insbesondere beim Nadelholz etwas erholt, die Preise bewegen sich im mittleren Bereich, der Markt ist allerdings derzeit sehr schwankend. Beim Laubholz wird der Preis durch die schlechtere Qualität des Schadholzes gedrückt. Die Nachfrage nach und der Preis von Brennholz sind weiterhin sehr hoch.
Im Interesse der Waldbesucher und der Holzabfuhr wurde weiter an der Verbesserung der Wegeinfrastruktur gearbeitet, so wurden 2 Wege im Bereich der Kernstadt neu Instand gesetzt und 10 km Weg mit einem Pflegegerät bearbeitet. Bei Einschlag in diesem Winter sind witterungsbeding einige Schäden entstanden, die zeitnah wieder behoben werden sollen.
Zusammenfassend für das Wirtschaftsjahr 2023 lässt sich sagen, dass der Neustädter Stadtwald weiterhin auf bestem Weg ist, bei seinem Umbau zu einem klimaangepassten Mischwald und er damit auch in Zukunft eine nachhaltige Nutzung ermöglichen kann.
Bürgermeister Groll und Erster Stadtrat Ellenberg dankten Revierförster Schild für seinen engagierten Einsatz für den Kommunalwald und hoben das gute Miteinander mit dem Forstamt Kirchhain hervor.
„Unser Wald dient ökologischen und ökonomischen Zwecken, der Freizeitgestaltung und der Jagd. Diese Funktion wollen wir auch zukünftig beibehalten. Wir setzen auf eine nachhaltige Forstwirtschaft und arbeiten Schritt für Schritt an der Klimaanpassung“, so Thomas Groll.