Eine Neustadt (Hessen) - Ballade anno 2022 von Jürgen Helmut Keuchel, Schauspieler des Hessischen Landestheaters
Siebenhundertfünfzig Jahre
Manch Mann hat nicht so viel Haare
Lasst erklingen die Fanfare
Hut ab und Gott bewahre
Zwei Worte brauch ich; Heu, Blatt
Für einen Reim auf Neustadt
Für ein Gedicht in Moll und Dur
Für’s Zentrum für Bürger und Kultur
Im Geschichtsbuch wird verkündet
Ludwig, Graf von Ziegenhain
Hat die Stadt gegründet
Nicht nur zum Glücklichsein
Man wird zum Sympathisanten
Erklär‘ ich der Brigitte
Ob der vielen Diamanten
In Neustadts alter Mitte
Die Fachwerkhäuser aus Holz, Lehm, Stein
Das ist schon eine Augenweide
Das alte Rathaus, was für ein Design
Beglückend, auch das Zweite, alle beide
Ein jeder glaubt er spinne
Enorm dieser Bau in Kreisesform
Einfach ein Fest für die Sinne
Das ist einzig, nicht die Norm
Der widersteht jedem Sturm
Dieser Junker-Hansen-Turm
Du daneben bist ein Wurm
Im Turm hauste Junker Hans
Ritterhaft in Pracht und Glanz
Er war mit dem Teufel im Bunde
Einen Goldschatz gab’s zur Geisterstunde
Bis heute sucht man den vergebens
Das ist die Tragik des Lebens
Neustadt an der kleinen Wiera
Hier heißen viele Frauen Mira
Ich nehme es zumindest an
Weil ich’s ja nicht wissen kann
Man möchte ein Hecht sein
Trotz Weh und Ach und Gelach
Sehr bissig und echt sein
Doch dafür ist die Wiera zu flach
Manches int’ressiert nicht im Geringsten
Ruhig ist’s; eben ein Kleinstadtleben
Anders als die Trinitatis-Kirmes nach Pfingsten
Nebenbei, Marburg liegt nicht weit daneben
Neustadt hat nicht nur einen großen Sohn
Nein viele groß gewachsen und Coole
Um sie zu sehen, diese Generation
Frequentiere die Gesamtschule
Und in der näheren Umgebung
Erfährt man eine Neubelebung
Speckswinkel heißt der kleine Ort
Hier liebt man das geschrieb’ne Wort
Und hat noch Spaß am Spaße
„Buchseite“ ist der Name einer Straße
Man merke sich manche Adressen
Auch die von Neustadt in Hessen
Diese Stadt kann man nicht links liegen lassen
Man würd‘ viel zu viel verpassen