30 Jahre Mauerfall - „Zusammenbruch – Erinnerungen und Einsichten“ - Ehemaliger FDJ-Vorsitzender Eberhard Aurich kommt nach Neustadt
Die zeitgeschichtliche Veranstaltungsreihe der Stadt Neustadt (Hessen) befasst sich im Herbst 2019 zweimal mit dem Mauerfall am 9. November 1989 und dem Untergang der DDR. Dabei, so Bürgermeister Thomas Groll, wolle man sich aus unterschiedlichen Sichtweisen der Thematik nähern.
Am 5. November 2019, 17.00 Uhr, wird der evangelische Theologe und Philosoph Prof. Dr. Dr. h.c. Richard Schröder (Jahrgang 1943) im Historischen Rathaus sprechen. Schröder gehörte der Bürgerrechtsbewegung an, war Gründungsmitglied der SPD in der DDR und deren Fraktionsvorsitzender in der freigewählten Volkskammer. Bis heute bringt sich der vielfach ausgezeichnete langjährige Vorsitzende der Deutschen Nationalstiftung in gesellschaftspolitische Debatten ein. Sein Vortrag ist mit „Von den Montagsdemonstrationen zum Mauerfall“ überschrieben.
Bereits am 24. Oktober 2019, 17.00 Uhr, wird Thomas Groll mit Eberhard Aurich im Historischen Rathaus über das Thema „Zusammenbruch – Erinnerungen und Einsichten“ sprechen.
Eberhard Aurich (Jahrgang 1946) absolvierte ein Lehramtsstudium. Von 1969 an war er hauptamtlicher Mitarbeiter der Freien Deutschen Jugend (FDJ). 1980 wurde er Zweiter und 1983, als Nachfolger von Egon Krenz, Erster Sekretär des Zentralrates der FDJ. Von 1981-1989 gehörte Aurich dem Zentralkomitee der SED an, von 1981-1990 war er Mitglied der Volkskammer und von 1986-1989 darüber hinaus Mitglied des Staatsrates der DDR. Nach der „Wende“ war Eberhard Aurich Geschäftsführer eines Buchverlages.
Mit ihm kommt jemand nach Neustadt, der in der DDR eine herausgehobene Stellung einnahm. Am 6.10.1989 stand er noch mit Honecker und Gorbatschow am „Palast der Republik“ und nahm den Fackelzug von 100.000 FDJ-Mitgliedern ab. Weil diese immer wieder „Gorbi, Gorbi“ riefen, soll der SED-Generalsekretär so verärgert gewesen sein, dass er Aurich zum Abschied den Handschlag verweigerte.
Im Gespräch mit Groll wird er seine Sichtweise der Erlebnisse im Herbst 1989 darstellen und erläutern, warum das sozialistische System zusammenbrach. Im Gegensatz etwa zu Egon Krenz sieht Eberhard Aurich heute vieles kritisch, was damals in der DDR geschah.
„Mit dieser Veranstaltung wollen wir keine DDR-Nostalgie aufleben lassen. Zudem verkennen wir nicht, dass die SED für eine Unrechtherrschaft stand. Geschichte sollte man aber nicht nur im Nachhinein betrachten, sondern sich – sofern das noch möglich ist – mit Zeitzeugen unterhalten. Es liegt dann an jedem selbst, sich eine Meinung zu bilden“, so Bürgermeister Thomas Groll.