Ende Oktober 2024 stellte Martin Deppe von der Planungsgesellschaft RV-K aus Jena das von ihm und seinen Kollegen erarbeitete Rad- und Fußverkehrskonzept für die Stadt Neustadt (Hessen) im Kultur- und Bürgerzentrum näher vor. Erfreulicherweise waren über vierzig Interessierte aus der Kernstadt und den Stadtteilen der Einladung des Magistrats gefolgt.
Zu Beginn begrüßte Bürgermeister Thomas Groll die Anwesenden. Er verwies darauf, dass die Erarbeitung des Konzeptes ein gutes Beispiel für gelebte Bürgerbeteiligung sei. Ausgehend von einem Auftaktworkshop über die Möglichkeiten online Verbesserungsvorschläge einzureichen bzw. Kritik zu äußern bis hin zu einer Lenkungsgruppe mit dreizehn Mitgliedern aus Stadtverwaltung, übergeordneten Behörden und interessierten Bürgern habe es im Verlauf der letzten zehn Monate immer wieder die Möglichkeit gegeben, sich aktiv einzubringen. „Beim Thema Rad- und Fußverkehr hat die Bürgerbeteiligung sehr gut geklappt, dies hängt sicher damit zusammen, dass die Thematik viele direkt anspricht“, so Thomas Groll.
Der Bürgermeister verwies weiter darauf, dass das Rad- und Fußverkehrskonzept Ausfluss des Nahmobilitätschecks sei. Dessen Empfehlung sei eine solche detaillierte Ausarbeitung gewesen. Nun, so Thomas Groll, müsse sich die Kommunalpolitik im Frühjahr 25 mit dem Konzept befassen, Prioritäten setzen und schauen, was in Zeiten enger finanzieller Spielräume wann und wie finanzierbar sei.
„In einem zehn Jahreszeitraum werden wir trotz hoher Zuschüsse nicht alle 96 Maßnahmenvorschläge umsetzen können. Wir brauchen daher eine Reihung der Vorschläge und natürlich den zur Umsetzung notwendigen finanziellen Spielraum. Meine Vorstellung ist, dass wir hierüber im Frühjahr 25 mit Kommunalpolitik und den Mitgliedern der Lenkungsgruppe beraten werden. Klar ist für mich eines: wir müssen, wollen und werden etwas tun“, betonte der Bürgermeister.
Martin Deppe stellte eingangs seiner Ausführungen nochmals kurz die RV-K Planungsgesellschaft mit Niederlassungen in Jena und Frankfurt a.M. vor und verwies darauf, dass man bereits über 50 Rad- und Fußverkehrskonzepte bundesweit aufgestellt habe.
„Dieses Konzept ersetzt keine detaillierte Planung oder Absprache mit anderen Behörden, es legt vielmehr den Bedarf aus Sicht unseres Büros fest. Es soll eine Entscheidungsgrundlage für die Politik sein. Natürlich kann man vor Ort die Prioritäten verändern oder andere Standards wählen. Nun gibt es erstmals 96 Maßnahmenblätter über die man diskutieren kann“, so Deppe.
Die einzelnen Vorschläge waren an Stellwänden ausgehängt und die Anwesenden nutzten vor und nach der Veranstaltung die Möglichkeit, sich zu informieren.
Ziel sei es gewesen, ein komplettes Radwegenetz für die gesamte Kommune mit Anschlüssen an benachbarte Städte und Gemeinden zu erstellen und im Bereich des Fußverkehres zentrale Bedarfe zu ermitteln, betonte der Planer.
Bei den Radwegen betrachtete RV-K eine Wegstrecke von 99 km, beim Fußgängerverkehr „nur“ 2, 4 km.
Vorgeschlagen wird beispielsweise 35 km (neu) zu asphaltieren und 17 km Radwege neu zu bauen. Auch gibt es Vorschläge zu Fahrradstraßen und verkehrsberuhigenden Umgestaltungen.
„Wir werden uns die Vorschläge genau anschauen. Manchmal muss man auch offen für pragmatische Vorschläge sein, die ein wenig von der fachlichen Sichtweise abweichen“, so Thomas Groll.
Im Bereich des Fußverkehrs hat RV-K zusätzliche Querungshilfen vorgeschlagen, wobei dem Büro bewusst ist, dass sich aufgrund der Vorgaben von Hessen Mobil nicht alle werden realisieren lassen.
Insgesamt ermittelte man für die angedachten 96 Projekte einen Finanzierungsrahmen von 19 Mio. Euro. Hiervon entfielen 7,5 Mio. Euro auf die Kommune. Bei einer möglichen Förderung von bis zu 70 % wären im Idealfall 2,23 Mio. Euro im Zeitraum 2025-2025 aus Eigenmitteln zu tragen.
Bei dieser finanziellen Betrachtung ist der vom Büro ins Auge gefasste Umbau von Verkehrsknotenpunkten nicht mitumfasst, da hierfür tiefergehende Untersuchungen nötig gewesen wären.
Bürgermeister Thomas Groll: „Wir bekommen nun eine schriftliche Grundlage in die Hand, mit der wir arbeiten können. Sicher wird sich nicht alles umsetzen lassen, aber es muss unser Anspruch sein, in 5 und 10 Jahren klar besser dazustehen als heute.“