Neustadt 750 - Artistenfestival „Goldener Biber“ bot Spitzenleistungen in der Manege
Ein weiterer Höhepunkt des Stadtjubiläums „Neustadt 750“ war das Artistenfestival „Goldener Biber“, das am 16. Oktober 2022 im Circus-Zelt des Mitmachcircus „Manegentraum“ der Familie Bichlmaier am Junker-Hansen-Turm stattfand. Die historischen Gebäude der Kommune bilden für vielerlei Aktivitäten einfach eine wunderschöne Kulisse.
320 Besucher, darunter auch Stefan Nolte, Präsident der Gesellschaft der Circusfreunde Deutschlands (GCD), Andreas Bartsch, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Marburg-Biedenkopf, und der ehemalige Raubtierlehrer Dieter Dittmann (u.a. Circus Barum) konnten sich davon überzeugen, dass es Bürgermeister Thomas Groll abermals gelungen war, ein hervorragendes klassisches Circus-Programm zusammenzustellen.
Der GCD-Präsident dankte der Stadt Neustadt (Hessen) im Nachhinein für ihr wiederholtes Engagement für den Circus, die einzige Kunstform, die in Deutschland grundsätzlich nicht vom Staat subventioniert werde und daher gegenwärtig mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen habe. Umso schöner sei es, dass eine Kommune Artisten, Clowns und Tierlehrern eine Auftrittsmöglichkeit biete.
Die verpflichteten Akteure zogen die Zuschauer mit ihren gekonnten Darbietungen, die von Direktorin Anni Bichlmaier anmoderiert wurden, über mehr als zwei Stunden in den Bann und erhielten zurecht immer wieder kräftigen Applaus. Man merkte jeder Darbietung an, dass hier Profis am Werk waren, die bereits allesamt in führenden Circus-Unternehmen Deutschlands, bekannten Varietés sowie zum Teil auch auf europäischen Festivals und im Fernsehen aufgetreten sind.
Die musikalische Eröffnung sollte ursprünglich durch die Saxophongruppe des „Happy Sound Orchestras“ erfolgen, leider schlugen hier die Grippe und auch Corona zu, so dass es nur passende Musik „aus der Dose“ gab.
Der Duft von frischem Popcorn und Sägespännen sorgte neben dem roten Teppich und bunten Lichtern für die passende Circus-Atmosphäre.
Bürgermeister Thomas Groll, ein bekennender Circusfan seit Kindheit an, hieß die Besucher im schwarzen Jacket mit hunderten von Glitzersteinchen – ein Geschenk beim letzten „Goldenen Biber“ 2019 - willkommen und freute sich über die abermals positive Resonanz. Er dankte den Sponsoren der Veranstaltung – Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst, Sparkasse Marburg-Biedenkopf, Fa. Bauscher und Planungsbüro Gringel – für ihre Unterstützung, denn nur dadurch sei es möglich gewesen, ein solch vielfältiges und hochkarätiges Programm zusammenzustellen. Er verwies darauf, dass es diese Programmfolge nur ein einziges Mal geben werde und keine gemeinsame Probe aller Künstler stattfand, da manche erst am Sonntagmittag anreisen konnten. Leonid Beljakow fuhr beispielsweise von der Insel Rügen nach Neustadt zum Auftritt.
Mit den bekannten Worten „Manege frei, das Spiel beginnt“ eröffnete Bürgermeister Thomas Groll das III. Neustädter Artistenfestival.
Den Auftakt machte die Italienerin Maria Bizzarro mit ihrer sehenswerten Säbel-, Schwert- und Feuerbalance in der Manege und auf einer Leiter. Zurecht gilt ihre Nummer in Fachkreisen als ein Klassiker der Artistik. Weihnachten 2022 wird sie der Star im Wuppertaler Weihnachtscircus sein.
Die immer wieder notwendigen Umbaupausen wurden von den Hausclowns des Mitmachcircus „Manegentraum“, Charly und Peppino, mit kleinen Vorführungen überbrückt.
Doreen Bichlmaier zeigte als „Vertretung“ für einen kurzfristig erkrankten Artist eine gelungene Darbietung am Luftring.
Das Duo Paschenko, zwei junge Ukrainer, die schon viele Jahre in Deutschland leben, präsentierte in der ersten Programmhälfte eine kräftezehrende Hand-auf-Hand-Darbietung, die bereits auf zahlreichen Festivals mit Preisen ausgezeichnet wurde – völlig zurecht, wie die begeisterten Besucher feststellen konnten.
15 Jahre im Circus Krone dabei, zweimal auf dem Internationalen Circus-Festival in Monte Carlo aufgetreten, mit einem Orden des spanischen Königs ausgezeichnet, das ist Starclown Tony Alexis, einer der besten Spaßmacher der Gegenwart. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Jeanette-Babette brachte er kleine und große Besucher auch in der Junker-Hansen-Stadt mit seinen Späßen und gekonnten Wortwitz immer wieder zum Lachen. Seit über sechzig Jahren steht der Spanier in der Manege und will sein „Ahoi“ dort nach lange erschallen lassen.
Als Ersatz für das kurzfristig absagende Duo Feix wurde Leonid Beljakow mit seiner Comedy-Hunde-Show verpflichtet, er war aber weit mehr als das. Die pfiffigen Vierbeiner führten viele Tricks in der Manege vor und verblüfften die Zuschauer mit ihrem Können.
Eleganz und Ästhetik an der hohen Polestange bot die ukrainische Artistin Anna Kucherenko bei ihrem Auftritt. Die junge Mutter zeigte dabei verschiedene Elemente wie die Fahne oder Abfaller.
In der Pause hatte die Circus-Restauration geöffnet und Förderverein und Erzieherinnen der Kindertagestätte „Sonnenschein“ boten Waffeln, Kuchen und Kaffee an.
Die zweite Programmhälfte eröffnete „Herr Stahnke“ mit seiner komischen Darbietung am Reck. Rainer Stahnke ließ als Hausmeister das Klopfen eines Perser-Teppichs zu einem humorvollen Erlebnis werden und begeisterte damit die Zuschauer.
Die Schwedin Cecilia Hedlund, Star zahlreicher Galas im In- und Ausland, erhielt viel Applaus für ihre Balancen auf Stühlen.
Jochen Träger-Krenzola trat nicht nur im Münchner Circus Krone-Bau auf, sondern auch bereits in Monte Carlo. In Neustadt zeigten seine Hunde, Katzen, Tauben, ein Hahn und ein Kakadu, was sie von diesem bekannten Tierlehrer gelernt haben.
Das ukrainische Duo Paschenko bot dann noch an den Strapaten eine beeindruckende Luftnummer unter der Circus-Kuppel. Die beiden Artisten verbinden Kraft mit Eleganz.
Bei seinem zweiten Auftritt wurde Leonid Beljakow vom Boxer „Hamona“ begleitet. Die beiden waren bereits einmal beim RTL-Supertalent zu Gast. Der Hund bot dem Publikum große Comedy.
Auch als Musical-Clowns wussten Tony Alexis und Jeanette-Babette zu überzeugen und wurden erneut mit großem Beifall für ihren zweiten Auftritt belohnt.
Gelungen war das große Finale, das vorrangig vom großartigen Tony Alexis gestaltet wurde. Nachdem ein Gedicht Heinz Rühmanns aus dem Off vorgetragen wurde, schminkte er sich ab und tauschte sein Kostüm, gegen einen Bademantel. Das Ende einer großartigen Veranstaltung. Das Publikum erhob sich zu Standing Ovations und Bürgermeister Thomas Groll fasste den Dank aller in Worte.