Neustadt 750 - Neustadt eine Stadt der Grafen von Ziegenhain
„… wir verdanken Neustadts Sein Ludwig Graf von Ziegenhain.“ heißt es in einem 1930 vom örtlichen Buchbindermeister Karl Faber verfassten Heimatgedicht.
Mag es hierfür auch (bisher) keinen urkundlichen Beleg geben, so gilt diese Erkenntnis doch als wissenschaftlich gesichert. In den ersten Jahrzehnten der Stadtgeschichte gab es daher immer wieder enge Verbindungen zum Grafenhaus. 1294 verkaufte Landgraf Engelbert Neustadt dann an den Erzbischof von Mainz.
Auch in der Urkunde vom 5. Mai 1272, welche die erste urkundliche Erwähnung der Kommune enthält, spielt der damalige Landgraf von Ziegenhain eine Rolle, stimmt er doch Grundstücksgeschäften zu.
Hans Merle aus Schrecksbach-Holzburg, Vorsitzender des Zweigvereins Schwalm im Hessischen Verein für Geschichte und Landeskunde, und Herbert Losekam aus Neustadt haben sich intensiv mit dieser Zeit befasst und zahlreiche Urkunden ausgewertet. Diese haben sie mit weiteren Materialien, u. a. Informationen zu den Neustadt einst umgebenden Wüstungen, zu einer Ausstellung zusammengefasst, die noch bis Mitte September zu den Öffnungszeiten der Stadtverwaltung im Sitzungssaal des Rathauses und dem Foyer betrachtet werden kann. Am „Tag des offenen Denkmals, Sonntag, dem 11. September 2022, kann die Ausstellung von 13-17 Uhr besucht werden.
Zum Einführungsvortrag durch Hans Merle und Herbert Losekam konnte Bürgermeister Thomas Groll rund vierzig Besucher willkommen heißen, darunter Bürgermeister Andreas Schultheiß aus Schrecksbach, Baronin Marielis von Schwertzell aus Willinghausen und die stellv. Leiterin des Staatsarchivs Marburg Dr. Annegret Wenz-Haubfleisch.
Groll dankte den beiden Initiatoren der Ausstellung für ihre Arbeit und Verwies auf das Motto zum Stadtjubiläum „Neustadt gestern – heute – morgen“. Für ihn sei wichtig, in diesen Monaten nicht nur zu feiern, sondern auch der Historie Platz zu geben. Daher habe man als Kommune auch zwei Publikationen herausgegeben: „Eine NEUe STADT entsteht“ von Gerhard Bieker und Andrea Freisberg und „Eine kleine Station an einer großen Bahn“ von Dr. Lutz Münzer. Die Ausstellung von Hans Merle und Herbert Losekam reihe sich hier ebenso ein wie ein Vortrag von Albert-Frederick von Dörnberg im November über seinen berühmten Ahnen.
Zum Abschluss ihres Vortrages überreichten Hans Merle und Herbert Losekam dem Bürgermeister eine Ablichtung einer von Prof. Paul Baum gezeichneten Stadtansicht. Der Maler gehörte in der Zeit des I. Weltkrieges zur Willingshäuser Malerkolonie und lebte 1917 in Neustadt.