"Nova Civitas" - Ein Musical aus der Geschichte unserer Stadt
Aus einer kleinen Idee wurde Großes. Neustadt erlebte anlässlich seiner 750-Jahr-Feier die Aufführung des Musicals „Nova Civitas“, das die erstmalige Erwähnung der Kommune auch nach 750 Jahren sowie die Zeit des Junker Hans wieder lebendig werden ließ.
Nach zahlreichen Proben fanden am 6., 7. und 8. Mai drei Vorstellungen von „Nova Civitas“ im Kultur- und Bürgerzentrum in Neustadt statt. 600 Besucherinnen und Besucher waren von dem 75-minütigen Musical begeistert und sparten folgerichtig nicht mit Applaus.
Ein dezentes, aber eindrucksvolles Bühnenbild mit Historischem Rathaus, Pfarrkirche und dem Stadttor entführte das Publikum in längst vergangene Zeiten. Ein kleines Orchester, das sich für Flötenklang, Gitarre, Geige, Klavier und Percussion zusammengefunden hatte, sorgte für das mittelalterliche Klangerlebnis, das den Zuhörer in die damalige Zeit versetzte. Passende Kostüme verwandelten darüber hinaus die Darstellerinnen und Darsteller in Marktfrauen, Ratsherren oder Adlige, so dass das Eintauchen in das Leben und Erleben des 15. Jahrhunderts allen Besuchern auf Anhieb gelang.
Die Veranstaltungstechnik Henning Michl sorgte für Ton und Licht und unterstützte damit das gesamte Bühnenspektakel, das nahezu alle Besucher in seinen Bann zog.
Zwei Geschichtsschreiberinnen führten durch die einzelnen Szenen des Musicals, das „von Neustädtern (und Gästen) für Neustädter (und Gäste)“ eindrucksvoll präsentiert wurde.
Zu Beginn konnte man sehen, wie sich Frauen, Männer und Kinder „in grauer Vorzeit“ in unserer Gegend ansiedelten.
Später hieß es dann: „Wir verdanken Neustadts Sein Ludwig, Graf von Ziegenhain“, denn der Adlige gilt als Gründer unserer Kommune.
Natürlich wurde auf der Bühne dargestellt, wie es zu der Urkunde vom 5. Mai 1272 kam, in der Neustadt erstmals nachgewiesenermaßen erwähnt wurde. Man konnte „live“ miterleben, wie vor den Augen des Grafen Ludwig II. von Ziegenhain der Herr von Heimbach ein Grundstücksgeschäft mit dem Gerlach von Ruhlkirchen vollzog und Schultheiß Hermann von Nova Civitate einer der maßgeblichen Zeugen war.
Im Laufe der Zeit wechselte Neustadt des Öfteren den Besitzer. Auch dies wurde dargestellt.
In der Herrschaftszeit der Erzbischöfe von Mainz muss es den Neustädtern recht gut gegangen sein, denn sie wollten 1462 nicht an den Landgrafen Heinrich III. von Oberhessen verkauft werden und verweigerten ihm den Treueeid.
Heinrich III. nahm dieses aufsässige Verhalten nicht unwidersprochen hin und belagerte die Stadt mit seinen Soldaten. Die Neustädter konnten die Stadt nicht verlassen, nicht die Felder abernten und litten Hunger. Besonders eindrucksvoll stellte dies der Chor der Kinder dar.
Junker Hans von Dörnberg erwies sich in der Folge als geschickter Verhandler, konnte den Konflikt lösen und wurde in der Folge, 1477, Pfandherr Neustadts.
Die Neustädter waren froh über diese Entwicklung.
Das Ensemble von „Nova Civitas“ brachte dies durch fröhlichen Gesang und Tanz eindrucksvoll zum Ausdruck.
Die Kommune erlebte eine Blütezeit, und es entfaltete sich auf Geheiß des Junker Hans eine rege Bautätigkeit. Neustadts heutiges Rathaus wurde zum Schloss umgebaut. Die Pfarrkirche wurde bis auf den romanischen Turm neu errichtet, und Hessens bester Baumeister, Hans Jakob von Ettlingen, baute den Junker-Hansen-Turm.
Hans von Dörnberg war auf dem Höhepunkt seiner Macht und die Menschen zufrieden.
Aber der Landgraf, der ihn schalten und walten ließ, starb plötzlich, und bei seinem Nachfolger fiel der Adlige rasch in Ungnade. Zudem erzählten sich die Menschen wundersame Dinge von ihrem Stadtherren, der mit dem Teufel im Bunde sei.
Schließlich musste von Dörnberg nach Friedberg fliehen, wo er 1506 starb.
„Die Dörnbergs“ herrschten dann noch einige Jahrzehnte über Neustadt. In der Mitte des 16. Jahrhunderts brachten die Neustädter allerdings 6.702 Gulden auf, kauften sich frei und gelangten so wieder zum Erzbistum Mainz.
Mit dieser Szene endete eine rundherum gelungene Aufführung, die Neustadts Historie aus Anlass des Jubiläums „Neustadt 750“ zu neuem Leben erweckte.
Vielen wird der Refrain „Nova Civitas, Nova Civitas, Nova Civitas – es lebe diese Stadt!“ noch lange im Ohr nachklingen, bei dem das Mitsingen nicht nur erwünscht, sondern absolut unvermeidbar war…
Alle - Junge und Alte, Frauen, Männer und Kinder, die auf der Bühne standen, musizierten und spielten - überzeugten und gaben ihr Bestes, um die Geschichte um die Anfänge der Stadt Neustadt lebendig werden zu lassen. Sie erhielten zu Recht den Beifall, der ihrer großartigen Leistung gebührte, ebenso, wie mit dem Applaus der Besucher auch allen Helferinnen und Helfern rund um das Geschehen ein großer Dank zum Ausdruck gebracht wurde.
Bewusst soll daher keine(r) namentlich hervorgehoben werden. Eine Ausnahme sei aber gestattet: Christian Drescher. Mit professioneller und gleichzeitig leidenschaftlicher Spielfreude stellte er den Junker Hans dar und war so der Hauptdarsteller des Musicals.
Am Premierenabend dankte Erster Stadtrat Wolfram Ellenberg dem Ensemble für das gelungene Werk. Seine Begeisterung für die Darbietung war unverkennbar und ein großes Kompliment an alle Akteure.
Am Samstag ergriff dann Bürgermeister Thomas Groll nach dem Schlussapplaus das Wort und zeigte sich begeistert vom „Neustadt-Musical“. Sein besonderer Dank galt Christiane Krapp, „die die Truppe zusammengehalten und gekonnt Regie geführt habe.“ Der Bürgermeister zitierte den legendären Showmaster Hans Rosenthal und stellte fest: „Das war spitze“.
Auch das Ensemble sprach anschließend Christiane Krapp seinen Dank für die geleistete Arbeit aus.
Nach den Aufführungen musste man noch nicht nach Hause gehen, sondern konnte sich bei „Dörnbergs Recken“ u.a. mit Met stärken, im Gespräch miteinander verweilen oder das gesamte Geschehen noch einmal gedanklich nachvollziehen.
Aus der Idee von Christiane Krapp aus dem Jahre 2019, ein Musical über Neustadts Stadtgeschichte zu schreiben, ist für das Jubiläumsjahr 2022 ein Erlebnis zum Stadtjubiläum „Neustadt 750“ entstanden, das bei allen Besucherinnen und Besuchern große Begeisterung hervorgerufen hat. Dafür bedanken sich die Stadt Neustadt und die Besucherinnen und Besucher gleichermaßen.