Thomas Groll 30 Jahre aktiv in der Kommunalpolitik
Im November 2021 kann Thomas Groll auf dreißig Jahre unterbrochener Mitarbeit in der Neustädter Kommunalpolitik zurückblicken.
Nachdem er sich schon als Jugendlicher für die politischen Geschehnisse in seiner Heimatstadt interessierte und regelmäßig die Sitzungen der Stadtverordnetenversammlung und der Ausschüsse besuchte, trat er im Herbst 1988 nach einem Gespräch mit Paul Altenbrand der CDU bei und kandidierte wenige Monate später bei der Kommunalwahl. Allerdings erlitten die Christdemokraten damals massive Verluste und er kam daher noch nicht zum Zuge.
Im November 1991 konnte Thomas Groll dann mit gerade einmal 21 Jahren als Nachrücker in die Stadtverordnetenversammlung einziehen und hielt bereits in seiner ersten Sitzung eine Rede. Seinerzeit ging es um die Einführung eines Foto- und Malwettbewerbes. „Als Jungpolitiker nahm ich mich damals außerordentlich wichtig und rief dem damaligen SPD-Fraktionsvorsitzenden Dieter Jobst die Worte „Nehmen Sie das bitte zur Kenntnis“ zu und dieser reagierte trocken mit „Von Grünschnäbeln nehme ich gar nichts zur Kenntnis“, erzählt Thomas Groll von den Anfängen. In einer der nachfolgenden Sitzungen, so seine Erinnerung, beantragte er namens der CDU-Fraktion die Schaffung eines Beach-Volleyballfeldes im Freibad.
1993 wurde er dann zum Vorsitzenden des Jugend- und Sozialausschusses gewählt. Gerne denkt Thomas Groll an die damalige „Neustädter Kinowoche“ zurück, die einmal sogar über 700 Besucher anzog und die er mit seinem Schriftführer Karl Dietz vorbereitete.
1997 übernahm er schließlich den Vorsitz der CDU-Stadtverordnetenfraktion und ging dabei keiner verbalen Auseinandersetzung aus dem Weg. Dieses Amt legte Thomas Groll zwei Jahre später aber berufsbedingt nieder, da er nach Beendigung seiner juristischen Ausbildung Geschäftsführer der Bauernverbände Wetterau, Hochtaunus und Frankfurt a. M. mit Sitz in Friedberg wurde. „Diese acht Jahre haben mich geprägt. Damals habe ich viel gelernt, insbesondere wie wichtig Vernetzung ist. Noch heute profitiere ich von damals geknüpften Kontakten“, hebt er hervor.
1999 wählte man Groll stattdessen aber als Nachfolger von Manfred Siegordner zum Vorsitzenden des Haupt- und Finanzausschusses, der seinerseits die Fraktionsführung übernahm.
2001 und 2006 wurde Thomas Groll jeweils einstimmig zum Stadtverordnetenvorsteher gewählt. Eine Position, die er mit Freude wahrnahm und seine Heimatstadt bereits damals gerne repräsentierte. Höhepunkt jener Jahre war sicherlich die 500. Trinitatis-Kirmes 2004.
Mit 54 % wurde Thomas Groll dann 2007 erstmals zum Bürgermeister seiner Heimatstadt Neustadt gewählt. 2013 (61 %) und 2018 (81 %) erhielt er abermals das Vertrauen der Bürgerschaft ausgesprochen.
Der "Kommunalpolitiker aus Leidenschaft" gehörte zudem von 1997-2013 dem Kreistag Marburg-Biedenkopf an. 2021 wurde er wieder in dieses Gremium gewählt.
Als Stärken Grolls gelten sein Pragmatismus, seine Redegewandtheit und die Fähigkeit zur Vernetzung über Parteigrenzen hinaus. Zudem gelang es ihm, Millionen von Fördergeldern nach Neustadt zu holen. Größte Schwäche ist nach eigener Einschätzung sicher seine Ungeduld und manchmal möchte er gerne drei Dinge gleichzeitig erledigen. Zudem verschicke er gerne auch noch spätabends und am Wochenende E-Mails und Whats-App-Nachrichten. Auch wenn er bekanntermaßen persönlich ansonsten mit der modernen Technik eher auf Kriegsfuß steht, hat er der Stadtverwaltung viele „moderne Dinge“ ermöglicht und trägt den weiteren Weg der Digitalisierung mit.
Befragt nach Fehlern in seiner bisherigen Amtszeit lächelt er und möchte die Suche gerne anderen überlassen. Dann nennt er aber doch zwei Dinge: „Für die Verwaltung kaufte ich einen Golf, der hinten keine Türen hat und wir hätten als Kommune das Bahnhofsgebäude erwerben sollen.“
Zurückblickend auf fast fünfzehn Jahre als Neustädter Bürgermeister gäbe es viele Dinge, die ihm positiv in Erinnerung geblieben seien, so Thomas Groll. Darunter das große „Neustadt-Treffen“ 2011, dass am Sonntagnachmittag leider abrupt durch einen Wolkenbruch beendet wurde.
Thomas Groll nimmt für sich in Anspruch, seit 2007 viele Veränderungen auf den Weg gebracht zu haben. In diesem Zusammenhang nennt er sowohl die zahlreichen infrastrukturellen Verbesserungen in der Kernstadt und den Stadtteilen als auch den Aufbau eines sozialen Netzes, dass für Kommunen gleicher Größe schon ungewöhnlich sei.
In diesem Zusammenhang hebt er die enge Zusammenarbeit mit Landrätin Kirsten Fründt hervor, die an den Entwicklungen in Neustadt stets Anteil nehme. Ihr wünscht er Genesung.
Seine Rolle in der Kommunalpolitik beschreibt der Bürgermeister als Moderator und Initiator von Prozessen. „Mit dem Holzhammer wird heute nicht mehr agiert, aber durchsetzungsfähig bin ich schon“, bringt er es auf den Punkt.
Thomas Groll ist sehr froh über das gute Miteinander in den städtischen Gremien. „Gemeinsam erreicht man einfach mehr. Wir diskutieren in der Sache, jeder gute Vorschlag ist dabei willkommen“, so der Bürgermeister, der zwar die CDU als seine politische Heimat betrachtet, sich aber keinesfalls als Parteipolitiker versteht.
Als herausragende Infrastrukturmaßnahmen seiner bisherigen Amtszeit nennt er – natürlich – zuallererst das Kultur- und Bürgerzentrum, aber auch den Kindergarten in der Allee oder den durch den VfL Neustadt umgesetzte Bau eines Kunstrasenplatzes. Zudem freut er sich auf die Eröffnung des Freibades 2022 und die Sanierung des „Waldstadions“. Aber auch in den Stadtteilen stehe noch einiges an. Beispielsweise in Momberg der Umbau des alten Kindergartens zu einem multifunktionalen Haus, in Mengsberg der Bau eines Gemeinschaftshauses und in Speckswinkel die „Grüne Mitte“.
Der Bürgermeister hebt auch das gute Miteinander mit den Freiwilligen Feuerwehren hervor, für deren Ausrüstung, Unterbringung und Ausbildung er sich stets einsetze. Auch die Zusammenarbeit mit den Vereinen sei zielorientiert und vertrauensvoll.
Thomas Groll war es auch immer wichtig, Kultur im ländlichen Raum zu verorten. Seine „Lieblingsprojekte“ sind hier der Mitmach-Circus, das Artistenfestival „Goldener Biber“ und die zeitgeschichtliche Veranstaltungsreihe, die hoffentlich 2022 wieder starten kann.
Dem Einbezug der Einwohnerinnen und Einwohner in den Meinungsbildungsprozess räumt er heute viel mehr Bedeutung ein als vor zehn Jahren. Daher wurde u. a. die Zukunftswerkstatt Neustadt 2030 initiiert.
Dankenswerterweise hielten sich negative Ereignisse seit 2007 wirklich in Grenzen, betont er. Die Starkregenereignisse und die damit verbundenen Schäden berührten ihn immer wieder. Hier soll die Flurbereinigung Abhilfe geben. Auch das Unterschreiben von Beitragsbescheiden mit 20.000 Euro für den Straßenbau sei kein „Alltagsgeschäft“. 2008/2009, also zu Beginn der Amtszeit, sei es gerade in Momberg heiß hergegangen. „Natürlich konnte ich die Leute verstehen, schließlich bin auch ich Grundstückseigentümer, aber wir hatten entsprechend der damaligen Vorgaben gearbeitet. Das Verwaltungsgericht gab uns seinerzeit auch recht“, erinnert sich Thomas Groll. Vor diesem Hintergrund erhoffe er sich von den Wiederkehrenden Straßenbeiträgen weniger Ärger und etwas mehr Gerechtigkeit.
Ein wichtiges Ereignis sei schließlich auch die Einrichtung einer Außenstelle der Hessischen Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete in der ehemaligen Kaserne. „Wir haben uns darum wahrlich nicht beworben und wir sprechen immer offen nach „oben“ an, was schiefläuft. Nicht alles, was wir tun, kann öffentlich geschehen. Gegenüber der Landesregierung habe ich immer deutlich gemacht, dass unser Dienst für das Land einer Gegenleistung bedarf. Viele infrastrukturelle Verbesserungen wären ohne die EAE und damit die Förderung des Landes nicht machbar“, betont Groll. Dass es regelmäßig Kritik einiger gebe, müsse er hinnehmen, denn allen könne man es nicht rechtmachen. Auch die EU-Freizügigkeitsrichtlinie für Menschen aus Südosteuropa sieht der Bürgermeister aufgrund von Entwicklungen in der Innenstadt kritisch. Leider müsse man aber viele Dinge als gegeben hinnehmen und könne sie nicht ändern, auch wenn man wolle, bedauert Groll.
„Ich bin auch heute – nach dreißig Jahren - noch gerne in der Kommunalpolitik tätig und darf in meinem Traumberuf arbeiten. Ich habe noch viele Ideen und bleibe hoffentlich gesund. Sollte das so bleiben, würde ich 2025 die Wählerinnen und Wähler abermals um ihr Vertrauen bitten. Ich möchte nämlich weiterhin dafür arbeiten, dass a) die Generation meiner Tochter in 10, 15 Jahren eine Bleibeperspektive in Neustadt hat und b) die Generation meiner Mutter hier bei uns selbstbestimmt alt werden kann“, blickt Thomas Groll abschließend in die Zukunft.
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