An Starkregen anpassen - HLNUG stellt erste Fließpfadkarte der Stadt Neustadt (Hessen) vor
Starkregen kann überall auftreten. Dabei kann es schnell zu Überflutungen und großen Schäden kommen. Viele hessische Kommunen haben das in den letzten Jahren bereits leidvoll erfahren. Infolge des Klimawandels müssen sie sich zudem darauf einstellen, dass die Ereignisse in ihrer Häufigkeit und Intensivität weiter zunehmen. Um die Kommunen zu unterstützen, erstellt das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) daher auf Anfrage Fließpfadkarten. Diese zeigen die Wege, die das Wasser bei Starkregen durch die Kommune nehmen kann sowie die umliegenden Flächen, aus denen es dann kommt. Zum Beginn der Starkregen-Saison, die im Mai mit wärmerem Wetter startet, stellte das HLNUG Anfang Mai die erste fertige Fließpfadkarte der Stadt Neustadt (Hessen) vor. Hierfür war Dr. Heike Hübener zu einem Ortstermin nach Neustadt gekommen.
„Die Klimakrise stellt uns alle vor große Herausforderungen. Neben dem Klimaschutz müssen wir dabei auch an die Klimaanpassung denken. Extremwetterereignisse wie Starkregen nehmen zu, es ist wichtig darauf vorbereitet zu sein. Dabei unterstützen wir die Kommunen und fördern die Erstellung von Fließpfadkarten und Risikoanalysen. Wenn dabei deutlich wird, dass Maßnahmen nötig sind, um die Dörfer und Städte vor Überflutungen zu schützen, unterstützen wir ebenfalls bei der Entsiegelung von Flächen, bei der Einrichtung von Hochwasserrückhaltebecken oder von Versickerungsmulden. Damit können große Wassermengen aufgefangen werden und fließen nicht ungebremste in die Ortschaften und Keller“, erklärte Ministerin Hinz. Die Fließpfadkarten werden durch das Umweltministerium als Maßnahme des Integrierten Klimaschutzplans 2025 finanziert, die Kommune zahlt lediglich eine Schutzgebühr in Höhe von 10 Euro/km2. Möchte es eine Kommune genauer wissen und beauftragt eine ingenieurhydrologische Risikoanalyse, kann sie diese ebenfalls vom Umweltministerium über die Klimarichtlinie fördern lassen. Bis einschließlich 2022 ist hier für Klima-Kommunen eine 100-Prozent-Förderung möglich und alle anderen Kommunen erhalten Fördersätze in Höhe von 80 Prozent. Mit den gleichen Fördersätzen werden Maßnahmen zum Schutz vor Starkregen-Schäden unterstützt.
„Auch wenn die Fließpfadkarten nur eine vereinfachte Darstellung der Abflusswege von Starkregen in der Kommune sind, bieten sie dennoch eine wichtige erste Einschätzung: Sie zeigen, wo eine Kommune besonders hinschauen muss“, sagt Prof. Dr. Thomas Schmid, Präsident des HLNUG. In den Plänen ist jeder Acker und jedes Haus farblich markiert – je nachdem wie hoch die Gefährdung bei Starkregen ist. Insbesondere im ländlichen Bereich und mit ausgeprägter Topographie können die Karten somit wertvolle Informationen liefern, um sich vor Schäden zu schützen. Schmid betont: „Trotz Klimaschutz kann Starkregen nicht verhindert werden, daher müssen wir uns auf die Ereignisse einstellen.“
Alle hessischen Kommunen können eine Fließpfadkarte beim HLNUG anfragen. Über 30 Kommunen haben das bereits getan und werden in den nächsten Wochen und Monaten ihre Fließpfadkarten erhalten. Die mittelhessische Stadt Neustadt im Kreis Marburg-Biedenkopf, die selbst bereits von Starkregen betroffen war, ist nun die erste Kommune, die mit einer fertiggestellten Karte arbeiten kann. „Im letzten Jahrzehnt wurden wir mehrfach von Starkregen-Ereignissen heimgesucht. Zum Zuge des wegen des Weiterbaues der A49 anstehenden Flurbereinigungsverfahrens wollen wir im „Heidental“ tätig werden und deutliche Verbesserungen erreichen. Die Fließgewässerkarten werden den Planern hierfür wesentliche Anhaltspunkte liefern“, sagt Bürgermeister Thomas Groll, der die Karte gemeinsam mit Erstem Stadtrat Wolfram Ellenberg und Susanne Fischer vom Wasser- und Bodenverband Marburger Land entgegennahm. Erste Planungen wurde von der Kommune bereits beauftragt sowie punktuelle Maßnahmen im „Heidental“ durchgeführt.
Foto: Michael Rinde