Pfarrer Reinhold Schuchardt verstarb vor dreißig Jahren
Nachdem der damalige Generalvikar des Bistums Fulda Prälat Alois Lang in der überfüllten Stadtpfarrkirche das Requiem zelebriert hatte, bewegte sich am 1. März 1991 ein langer Trauerzug durch die Markt- und Bahnhofstraße zum Friedhof, um Pfarrer Reinhold Schuchardt auf seinem letzten Weg zu begleiten. In unmittelbarer Nähe der Laurentiuskapelle nahm Dechant Gerhard Kunze (Stadtallendorf), umringt von zahlreichen Priestern und rund fünfzig Ministrantinnen und Ministranten, die Beisetzung vor.
Wenige Tage zuvor, am 24. Februar 1991, war Reinhold Schuchardt im sechzigsten Lebensjahr im Marburger Universitätsklinikum verstorben.
1932 in Homberg/Efze geboren wurde er 1959 im Hohen Dom zu Fulda u.a. gemeinsam mit den Neustädtern Josef Schlitt und Carl-Heinz Schmittdiel durch Bischof Dr. Adolf Bolte zum Priester geweiht. Es folgten Kaplansjahre in Rotenburg/Fulda, Marburg und Volkmarsen, bevor ihm 1967 in Kassel seine erste eigene Pfarrei übertragen wurde.
Nach dem Amtsverzicht von Dechant Otto Fangohr kam Pfarrer Reinhold Schuchardt 1978 nach Neustadt. Pfarrgemeinde und Seelsorge erfuhren durch sein Wirken zahlreiche neue Impulse. Die „Zehntscheune“ wurde zum Pfarrheim umgebaut, ein Kirchenchor gegründet, es erschien ein regelmäßiger Pfarrbrief, eine Gemeindemission mit Oblaten-Patres aus Hünfeld wurde durchgeführt, beim Kommunionsunterricht gab es Tischmütter und beim Firmunterricht Katecheten.
Unter der Ägide von Pfarrer Schuchardt erlebte die Kinder- und Jugendarbeit eine Blütezeit. Es fand alljährlich eine Kinderfreizeit statt, Jugendlichen wurden Wochenendfreizeiten angeboten und für die über fünfzig Messdiener gab es Messdienertage auf der Amöneburg. Jene, die dabei waren, werden sich gerne an diese Zeit erinnern.
Reinhold Schuchardt begleitete seine „Minis“ regelmäßig zum Messdiener-Fußballturnier nach Cappel und feuerte sie an. Berühmt auch sein „Weihwasser-Test“, wenn er mit vier Messdienern im Auto zur Beerdigung durch die damals hubbelige Ritterstraße fuhr und kein Tropfen Weihwasser aus dem Gefäß entweichen durfte.
Der Pfarrer verlor des Öfteren mal etwas und rief dann gerne den Hl. Antonius, den Schutzpatron der Vergesslichen, um Hilfe an. Schuchardt verfolgte die Kirchenpolitik des damaligen Fuldaer Oberhirten DDr. Johannes Dyba durchaus skeptisch. Wenn er wieder einmal etwas anders sah, dann fielen oft die Worte „… wir machen das anders, denn Fulda ist weit“. Sicher kein Zufall, dass der Erzbischof während der Amtszeit von Reinhold Schuchardt nicht den Weg nach Neustadt fand.
Zum Gedenken an einen beliebten Seelsorger legte Bürgermeister Thomas Groll an dessen 30. Todestag ein Blumengebinde am Grab von Pfarrer Reinhold Schuchardt nieder.
Foto: KJL