1.000 Worte – 2 Gedanken
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
Deutschland ist trotz fortschreitender Digitalisierung immer noch ein Zeitungsland. Die aktuelle Reichweite der gedruckten Zeitungen liegt bei fast sechzig Prozent, d. h. über 42 Millionen Bundesbürger lesen eine der täglich oder wöchentlich erscheinenden Zeitungen. Die stärkste Säule sind dabei die regionalen Abonnementzeitungen mit 31 Millionen Lesern pro Tag.
Hätten Sie das gedacht? Ich nicht. Mein Eindruck war bisher vielmehr, dass immer weniger Menschen eine Zeitung in die Hand nehmen, um sich zu informieren und selbst eine Meinung zu bilden. Ansonsten wäre doch beispielsweise manches Verhalten in Zeiten der Corona-Pandemie nur schwerlich erklärbar oder?
Natürlich machen Zeitungen (manchmal) auch Stimmung und können damit Entscheidungen der Politik beeinflussen. Nicht ganz zu Unrecht hat der „Medienkanzler“ Gerhard Schröder während seiner Amtszeit (1998-2005) einmal gesagt, dass er zum Regieren BILD, BamS und Glotze brauche.
Gleichwohl finde ich es nicht nachvollziehbar, wenn es Menschen in unserem Land gibt, die die Zeitungen per se als „Lügenpresse“ bezeichnen und ihnen damit jede Objektivität absprechen. Haben diese Kritiker – die Frage drängt sich doch geradezu auf - denn überhaupt Interesse an objektiven Informationen, an „Fakten, Fakten, Fakten“ wie FOCUS-Gründer Helmut Markwort einmal den Auftrag seines Magazins umriss oder sind sie ihrem selbstgezimmerten, zumeist vom Internet bestimmten Weltbild verhaftet?
„Querdenken“ ist grundsätzlich gut und kann neue Sichtweisen verschaffen, wenn es aber zu Verschwörungstheorien und einem Leugnen objektiver Tatsachen führt, dann ist man damit nicht auf der Überholspur gelandet, sondern in einer Sackgasse angekommen.
„Ich mach` mir die Welt, wie sie mir gefällt …“, so heißt es in der deutschen Version des Titelliedes der Fernsehserie „Pippi Langstrumpf“ nach den Büchern von Astrid Lindgren. Eine Vorstellung, die – leider oder Gott sei Dank - nur in der Literatur gelingt, aber eben nicht in der Realität. Selbst Donald Trump muss das dieser Tage erkennen.
Die Presse ist wichtig für das Zusammenleben in einem demokratischen und freiheitlichen Staat. Nicht umsonst spricht man davon, dass sie neben der Legislative (Parlament), Exekutive (Regierung) und Judikative (Gericht) die vierte Gewalt sei. Zwei Zitate mögen dies belegen: Der amerikanische Journalist Stewart Alsop (1914-1974) sagte einmal, dass die Presse die Freiheit haben muss, alles zu sagen, damit gewisse Leute nicht die Freiheit hätten, alles zu tun.“ Und von Thomas Jefferson (1743-1826), dem dritten Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika und Verfasser der Unabhängigkeitserklärung von 1776, stammt der Ausspruch „Wo Pressefreiheit herrscht und jeder lesen kann, da herrscht Freiheit“. Dem ist nichts hinzuzufügen, auch heute nicht.
In den Redaktionskonferenzen der Zeitungen scheint leider oftmals das Wort US-amerikanischer Banker „Only bad news are good news“ (Nur schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten) vorzuherrschen oder warum berichten Medien so oft über Negatives?
Aber mal ehrlich: Würden Sie die Zeitung lesen wollen, wenn darin nur stünde: „Alles gut“?
Würde die Bild-Zeitung ihre Millionenauflage halten können, wenn die Titelseite nicht mit Skandalen oder Schandtaten aufmacht? Und bedenken Sie: In den sozialen Medien im Allgemeinen und auf Facebook im Besonderen kennen wir den „Shitstorm“, aber keinen Lobes-Sturm.
Schon Erich Kästner (1899-1974) – seines Zeichens nicht nur Autor so bekannter Bücher wie „Das fliegende Klassenzimmer“, „Pünktchen und Anton“ oder „Das doppelte Lottchen“, sondern viele Jahre Mitarbeiter mehrerer Zeitungen – wusste in seinem Buch „Emil und die Detektive“ zu berichten: “Wenn ein Kalb vier Beine hat, so interessiert das natürlich niemanden. Wenn es aber fünf oder sechs hat, so wollen es die Erwachsenen zum Frühstück lesen. Wenn Herr Müller ein anständiger Kerl ist, so will das niemand wissen. Wenn Herr Müller aber Wasser in die Milch schüttet und das Gesöff als süße Sahne verkauft, dann kommt er in die Zeitung.“
Durch Zufall stieß ich auf die Homepage „nur-gute-nachrichten.de“. Dort heißt es: „Wir befinden uns im Jahre 2020. Die ganze Medienwelt berichtet über Skandale, Kriege, Hass und Gewalt. Die ganze Medienwelt? Nein! Einige unbeugsame Online-Redakteure hören nicht auf, Widerstand zu leisten. Seit 2015 zeigen wir unseren Lesern, dass die Welt noch lange nicht dem Untergang geweiht ist - und das äußerst erfolgreich.“ Schauen Sie doch einmal rein.
Was könnten wir in großen Lettern lesen, wenn jeder von uns für einen Tag Chefredakteur der BILD, der mit rund 1,3 Mio. Exemplaren auflagenstärksten Tageszeitung Europas, wäre und nur positive Nachrichten veröffentlichen dürfte?
Ich mache einmal ein paar Vorschläge. Gerne dürfen auch Sie Ihre grauen Zellen anstrengen.
- „Endlich! Corona besiegt. – Ein Impfstoff gibt uns die Normalität zurück!“
- „Gold, Gold, Gold – Deutschland in Tokio erfolgreich wie nie!“
- „Nach über 2000 Jahren Weihnachtswunsch erfüllt. Frieden auf Erden!“
- „Erfunden – die erste Schokolade, die nicht dick macht.“
Alles zu schön, um wahr zu sein? Aber … „Was wäre die Welt ohne Hoffnung“ (Richard von Weizsäcker, 1920-2015), denn „Hoffnung führt uns weiter als die Furcht“ (Friedrich Hölderlin, 1770-1843).
Damit wir uns nicht falsch verstehen: Bei einer guten Zeitung ist es wie bei einem guten Essen – einzeln schmecken die Zutaten nicht unbedingt, aber zusammen sind sie ein Traum. Die Mischung macht es eben, die Mischung zwischen good and bad news.
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Haben Sie sich nicht auch schon einmal gefragt, wofür das Wort „Corona“ in Coronavirus steht?
„Corona“ kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „Krone“ oder „Kranz“. Der Name ist also auf das charakteristische kranzförmige Aussehen der Viren zurückzuführen, die Mitte der 1960er Jahre erstmals identifiziert wurden.
Zudem gibt es auch eine Heilige Corona – passenderweise die Patronin gegen Seuchen. Diese wurde vermutlich um 160 in Ägypten, Syrien oder Antiochia geboren. Die frühchristliche Märtyrerin starb vermutlich im Alter von nur 16 Jahren im Zeitalter der Christenverfolgung. Sie wurde verhaftet, weil sie Menschen, die gemartert wurden, trösten wollte. Ihr Tod war sehr grausam, sie wurde mit zwei gebeugten Palmen beim Emporschnellen zerrissen. Der Gedenktag der jungen Heiligen ist der 14. Mai. Verehrt wird die Corona besonders in Österreich, in Bayern und in Böhmen, wo es sogar Wallfahrten gibt. Kaiser Karl der Große verehrte die Heilige so sehr, dass er Corona-Reliquien nach Aachen brachte und die Heilige zur Conpatronin des Aachener Marienstiftes ernannte.
Der 1991 verstorbene katholische Pfarrer von Neustadt Reinhold Schuchardt suchte des Öfteren Dinge, die er verlegt hatte. Mit einem Lachen im Gesicht sagte er dann immer, dass er wohl wieder einmal zum Hl. Antonius von Padua beten müsse, dem Patron der Suchenden.
Wenn Sie religiös sind und Ihnen Heilige etwas bedeuten, dann richten doch auch Sie ein Gebet an die Heilige Corona und bitten darum, dass dieser Infektionskrankheit, die ihren Namen trägt, endlich Einhalt geboten wird.
Bleiben Sie auch in dieser Woche gesund.
Thomas Groll
Bürgermeister