Kultur im ländlichen Raum und Denkmalschutz - Meinungsaustausch mit Staatsministerin Angela Dorn
Auf Initiative des Ersten Kreisbeigeordneten Marian Zachow fand kürzlich ein Meinungsaustausch zwischen der hessischen Ministerin für Wissenschaft und Kunst Angela Dorn (Bündnis 90/Die Grünen, Marburg) und den Ostkreis-Bürgermeistern Christian Somogyi (Stadtallendorf), Olaf Hausmann (Kirchhain), Thomas Groll (Neustadt), Michael Emmerich (Rauschenberg) und Michael Plettenberg (Amöneburg) im Rauschenberger Rathaus statt.
Bei der Unterredung ging es um zwei Themen: Kultur im ländlichen Raum und Denkmalschutz.
Während Bürgermeister Emmerich der Staatsministerin die „Rauschenale“ vorstellte, ging sein Amtskollege näher auf das Neustädter Straßenmalerfestival, das Angela Dorn 2019 besuchte, und das Artistenfestival um den „Goldenen Biber“ ein. Die Wissenschaftsministerin bekannte sich ausdrücklich dazu, dass Kunst und Kultur auch im ländlichen Raum einen festen Platz haben müsse. Dabei seien es immer wieder Ehrenamtliche, die sich in diesem Bereich engagierten und durch ihren Einsatz vieles erst ermöglichten.
2018 gründeten der Landkreis Marburg-Biedenkopf und die Städte Amöneburg, Kirchhain, Neustadt, Rauschenberg und Stadtallendorf sowie die Gemeinde Wohratal die Denkmalagentur Marburg-Biedenkopf. Diese hessenweit bisher einmalige Einrichtung soll Eigentümer bei der Vermarktung oder Sanierung von unter Denkmalschutz stehenden Gebäuden beraten, Finanzierungsmöglichkeiten aufzeigen und beim Kontakt mit Behörden unterstützen.
Geschäftsführer Carsten Fehr stellte der Ministerin Aufgaben und Arbeitsweise der Denkmalagentur vor und konnte bereits auf erste Erfolge verweisen. Vier Gebäude konnten mit seiner Unterstützung bereits verkauft werden.
Bürgermeister Thomas Groll ging gemeinsam mit dem Ersten Kreisbeigeordneten auf die Idee ein, in Neustadt leer stehende (Fach-)Werkgebäude als Wohnmöglichkeit für Auszubildende oder Studenten zu nutzen. Gemeinsam mit dem Kolping-Diözesanverband, der ein solches Vorhaben gerade erfolgreich in Fulda umsetze, wolle man zunächst eine Machbarkeitsstudie auf den Weg bringen. „Der Weg wird sicher lang und steinig, aber es ist einen Versuch wert“, so Groll. Angela Dorn zeigte sich sehr an dem Vorhaben interessiert und bat, auf dem Laufenden gehalten zu werden.
Neustadts Rathauschef nutzte die Unterredung, um auch auf die Arbeit der Denkmalschutzbehörde einzugehen. Ebenso wie zuvor die Staatsministerin vertrat er die Auffassung, dass Fachwerkgebäude den Reiz hessischer (Klein-)Städte ausmachten. Gleichwohl sei in seinen Augen nicht jedes Haus oder jede Scheune erhaltenswert. Hier sollten die Behörden mehr Pragmatismus und Augenmaß zeigen. „Wenn eine alte Fassade saniert wird, dann muss es möglich sein, innen modern zu bauen“, so Groll. Der Denkmalschutz dürfe keine „Verhinderungsbehörde“ sein, dass schmälere seine Akzeptanz. Zudem forderte Neustadts Bürgermeister dazu auf, dass eine Landesbehörde in allen Landkreisen gleich agieren müsse. „Was im Schwalm-Eder-Kreis oder im Vogelsberg gehe, darf in Marburg-Biedenkopf nicht unmöglich sein“, betonte Thomas Groll. Hier war ihm die Zustimmung der anderen Bürgermeister gewiss.
Foto: Florian Lerchbacher