Sicherheitsinitiative KOMPASS; Ergebnisse der Bürgerbefragung Kommunalpolitikern und Behördenvertretern vorgestellt
Im Herbst 2018 wurde die Stadt Neustadt (Hessen) als eine der ersten Kommunen vom Hessischen Ministerium des Innern und für Sport in die Sicherheitsinitiative KOMPASS aufgenommen. Mittlerweile beteiligen sich rund fünfzig Städte und Gemeinden an dieser bundesweit einzigartigen Aktion, die in einem gemeinschaftlichen Zusammenspiel von Kommune, Polizei, Bürgerschaft und weiteren Partnern die Sicherheit vor Ort stärken will.
Am Anfang des Weges steht immer eine Sicherheitsbefragung der Bevölkerung. Diese wurde in Neustadt im März 2019 vom Lehrstuhl für Kriminologie der Justus-Liebig-Universität Gießen, Frau Prof. Dr. Britta Bannenberg, durchgeführt und anschließend ausgewertet.
Kürzlich stellten Bürgermeister Thomas Groll und Fachbereichsleiter Holger Michel die Ergebnisse Kommunalpolitikern und Behördenvertretern näher vor.
Von den in Neustadt lebenden Personen sind 8.174 Menschen über 14 Jahre. 3.670 davon wurden nach dem Zufallsprinzip angeschrieben. Die Rücklaufquote von 16 Prozent (598 Fragebögen) war repräsentativ und konnte entsprechend ausgewertet werden.
Die dabei befragten Inhalte bezogen sich in vielen Bereichen auf das Sicherheitsgefühl; so fühlen sich beispielsweise fast ein Drittel der Befragten an bestimmten Orten in der Kernstadt unsicher. Probleme sehen viele auch in einer ihrer Auffassung nach unzureichenden Straßenbeleuchtung. Etwa die Hälfte meiden nach dem Einbruch der Dunkelheit bestimmte Orte wie den Bürgerpark.
Die anwesenden Vertreter von Polizei und Bundespolizei betonten ebenso wie der Bürgermeister, dass die 2018 in Neustadt angezeigten Straftaten unter dem Landesdurchschnitt gelegen hätten. Mithin könne man die Kommune aus dieser Sicht als sicher bezeichnen.
Prof. Dr. Bannenberg hat zudem herausgearbeitet, dass neben einzelnen Problembereichen auch „physical disorder“ (verfallende Gebäude, verlassene Grundstücke, Müll und Verschmutzungen) und „social disorder“ (herumhängende Jugendliche, Obdachlose und öffentlicher Drogenkonsum) für das subjektive Sicherheitsgefühl von besonderer Bedeutung seien.
In diesen Bereichen, so Bürgermeister Thomas Groll, gäbe es auch in Neustadt noch Optimierungsbedarf. Hier arbeite man an Verbesserungen. Diese seien aber oftmals nicht kurzfristig zu erreichen, sondern es müsse (leider) Geduld gezeigt werden. Es bestehe die Überlegung zukünftig die Gemeinwesenarbeit hier verstärkt einzusetzen.
In den kommenden Wochen wird die Kommune gemeinsam mit Bundespolizei, Deutscher Bahn und Rhein-Main-Verkehrsverbund über die Situation am Bahnhof beraten. Hier gelte es für Verbesserungen – etwa zusätzliche Beleuchtung – Zuständigkeiten und Finanzierungen zu klären.
Bürgermeister Thomas Groll verwies darauf, dass die Kommune in diesem und dem nächsten Jahr fast 100.000 Euro in den Ausbau der Straßenbeleuchtung investieren werde (u.a. Bahndamm Neustadt, Verbindungsweg Alsfelder Str.-Nellenburgstr., Bürgerpark, Zuwegung Grillanlage Momberg).
Unabhängig von der durchgeführten Befragung wird die für Neustadt zuständige Polizeistation Stadtallendorf zu bestimmten Zeiten mit zusätzlichem Personal unterstützt. Dadurch wurde auch die sichtbare Polizeipräsenz in Neustadt erhöht. Dabei sind die Beamten der Stadtallendorfer Polizeistation in verschiedenen relevanten Bereichen, wie beispielsweise im Bürgerpark in Neustadt, unterwegs. Darüber hinaus bestreift auch eine Streife der Wachpolizei zu relevanten Zeiten Neustadt und deren Stadtteile.
Eine weitere Komponente für die Sicherheit in Neustadt ist der freiwillige Polizeidienst. Vier Personen sind dort als Helfer aktiv und zeigen regelmäßig Präsenz. Die Helfer beobachten und melden Verdächtiges an die Polizei in Stadtallendorf. Auch führen sie vorbeugende Gespräche mit Bürgern.
Beamte der Polizeistation Stadtallendorf stehen in regelmäßigem und engem Kontakt mit Geschäftsinhabern in Neustadt. Auch sind die Beamten in engem Austausch mit der Leitung der Erstaufnahmeeinrichtung sowie mit der Stadtverwaltung in Neustadt und anderen dort tätigen Behörden.
Ein weiterer Faktor ist die mögliche Einführung eines Schutzmannes vor Ort. Dieser kann direkter Ansprechpartner für die Bürger sein und das Vertrauensverhältnis zwischen Polizei und Bürger weiter intensivieren.
Eine zentrale Rolle nimmt dabei auch der KOMPASS – Berater des Polizeipräsidiums Mittelhessen ein. Kriminalhauptkommissar Jörg Schormann steht in direktem Dialog mit Vertretern der Stadt Neustadt und anderen Partnern.
In der Besprechung, neben der Präsentation der Ergebnisse, von den Teilnehmern erste mögliche Maßnahmen erörtert.
Eine Ortsbegehung durch die Polizei und die Kommune im Bürgerpark wurde bereits durchgeführt. Die Ergebnisse werden in die Umstrukturierung des Parkes Eingang finden.
Diese Ortsbegehungen werden auch weiterhin anlassbezogen im Rahmen von KOMPASS durchgeführt.
In den anstehenden Sitzungen der Arbeitsgruppe KOMPASS werden die Ergebnisse der Befragung eingehend erörtert, um dann passgenaue Maßnahmen für die Stadt Neustadt zu erstellen. Dies wird unter der Einbeziehung von verschiedenen Fachbereichen der Polizei geschehen.
Zusätzlich unterstützt Frau Prof. Dr. Bannenberg und ihr Team die Stadt Neustadt bei der Beratung von möglichen präventiven Maßnahmen.
Die möglichen präventiven Maßnahmen können aus dem Bereich der Präventionsstandards der hessischen Polizei kommen, aber ebenso aus dem Bereich der Kommune.
Auch die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Neustadt können zukünftig im Rahmen von KOMPASS mögliche präventive Ideen einbringen.