Schwungvolle und launige Grundsteinlegung für das Kultur- und Bürgerzentrum
Kein langweiliger Festakt, sondern eine schwungvolle Veranstaltung war am 7. August 2019 die Grundsteinlegung für das Neustädter Kultur- und Bürgerzentrum. Dazu trugen in besonderer Weise die „Dixie Beavers“ mit ihrer Musik bei. Karl-Joseph Lemmer hatte launige Texte über den Neubau, den Bürgermeister und Hessens stellvertretenden Ministerpräsidenten Tarek Al-Wazir verfasst, der ebenso wie Landrätin Kirsten Fründt als Ehrengast an diesem denkwürdigen Tag mit dabei war.
Bürgermeister Thomas Groll freute sich, dass er über 100 Anwesende begrüßen konnte. Darunter Kommunalpolitiker, Vereinsvertreter und Planer, aber auch die künftigen Kooperationspartner HEPHATA, bsj Marburg, „WIR für UNS!“ – Bürgerverein Neustadt und Martin-von-Tours-Schule waren vertreten. Zudem zeigten zahlreiche Bürgerinnen und Bürger Interesse an der Grundsteinlegung.
„Das Kultur- und Bürgerzentrum ist das größte Bauvorhaben in der Geschichte Neustadts. Wir werden 6,3 Mio. Euro in die Zukunft unserer Kommune investieren. Es wird ein wahrer Ort der Begegnung geschaffen, der Jung und Alt, Einheimische und Hinzugekommene, Menschen mit und ohne Handicap zusammenführen soll“, betonte Thomas Groll.
Vor fünf Jahren sei an eine solche Entwicklung nicht zu denken gewesen, so der Bürgermeister. Damals habe man über eine Aufgabe des „Soldatenheimes“, allerhöchstens über eine Sanierung nachgedacht. Nun sei es möglich ein barrierefreies Gebäude zu errichten, das vielfältige Nutzungsmöglichkeiten eröffne.
Zu dieser Entwicklung trug 2015 die Aufnahme der Stadt Neustadt (Hessen) in das Städtebauförderungsprogramm „Soziale Stadt“ bei. Diese, so Groll, sei eine positive Folge der Erstaufnahmeeinrichtung (EAE) für Geflüchtete in der ehemaligen Kaserne.
„Natürlich ist die EAE eine besondere Herausforderung für unsere Kommune und wir dürfen nicht so tun, als ob es keine Schwierigkeiten gibt. Für die Geschehnisse der letzten Tage und Wochen in unserem Land haben wir kein Verständnis. Wir verurteilen sie und erwarten, dass Menschen, denen wir Aufnahme gewähren, sich an unsere Gesetze und Regeln halten“, stellte der Bürgermeister klar. Gleichwohl wandte er sich gegen Pauschalurteile, da diese der Situation nicht gerecht würden.
Thomas Groll dankte allen an Planung und Bau Beteiligten. Er erinnerte an den beim Abbruch des Bestandsgebäudes ums Leben gekommenen polnischen Bauarbeiter und gab der Hoffnung Ausdruck, das Kultur- und Bürgerzentrum im Herbst 2020 einweihen zu können.
Staatsminister Tarek Al-Wazir, im Wiesbadener Kabinett auch für die Stadtentwicklung zuständig, verwies darauf, dass Kommunen mit einer EAE mehr leisten müssten als andere. Daher verdienten sie in besonderer Weise die Unterstützung des Landes. Gegenüber Neustadt, so der stellvertretende Ministerpräsident, habe man die nach der seinerzeitigen Entscheidung zur Einrichtung der EAE gegebene Unterstützungszusage voll und ganz eingehalten.
„Sie machen etwas aus dem Förderprogramm „Soziale Stadt“, sagte der Minister an Bürgermeister und Kommunalpolitiker gerichtet. Man erkenne einen Plan für die kommenden Jahre und das Kultur- und Bürgerzentrum mit seinen angedachten Nutzungen sei dabei das Leuchtturmprojekt.
Al-Wazir bescheinigte dem Bürgermeister ein „einnehmendes Wesen“. Es sei nicht selbstverständlich, sondern die Ausnahme, dass man für ein solches Projekt 80 %, nämlich 5 Mio. Euro, Zuschuss erhalte.
Dem Fortgang des Baues wünschte der Minister alles Gute. Er versprach, sich bei zukünftigen Förderanträgen an die Grundsteinlegung zu erinnern und zu helfen, wo es möglich sei.
Auch er Landkreis Marburg-Biedenkopf unterstützt den Neubau. 170.000 Euro aus dem Kreisentwicklungsfonds, so Landrätin Kirsten Fründt, seien bereits gewährt. Zudem werde der Kreis mit Schule und Volkshochschule zu den künftigen Nutzern gehören.
Fründt hob hervor, dass der Bürgermeister das Vorhaben mit Unterstützung der Kommunalpolitiker zielorientiert vorangebracht habe. Gerne habe sie als Landrätin die Zusage gegeben, dass der Landkreis einer der zukünftigen Kooperationspartner sein werde. Dies war eine wichtige Voraussetzung für die Gewährung zusätzlicher Fördermittel.
Landrätin Kirsten Fründt zeigte sich überzeugt davon, dass „einem der aktivsten Bürgermeister im Kreis“ sicher noch einiges einfallen werde, was im Rahmen des Städtebauförderungsprogramms „Soziale Stadt“ realisiert werden könne, schließlich könne die Kommune noch bis 2025 Projekte anmelden.
Anschließend unterschrieben Staatsminister, Landrätin und Bürgermeister eine von Karl-Heinz Mai kunstvoll gestaltete Urkunde, die der Nachwelt Kenntnis vom Geschehen des 7. August 2019 geben soll. Assistiert von den Burgfräulein Hannah Geus und Marlene Gnau wurde dann eine Kupferhülse mit Ausgaben der „Oberhessischen Presse“, des „Mitteilungsblattes“, den Bauplänen, der Urkunde und einigen Münzen bestückt. Zudem gab der Bürgermeister ein Stück Parkett der alten Bühne hinzu.
Mit Hilfe von Architekt Dr.-Ing. Stefan Strack, Bauunternehmer Klaus Fink sowie Thomas Dickhaut und Peter Lippert vom städtischen Fachbereich Bauen, Planen und Umwelt wurde sodann die Hülse in die Bodenplatte eingelassen und zugemauert.
Die „Rote Garde“ des FV 1958 e.V. mit Trainerin Stefanie Pieper lud zum Abschluss einer gelungenen Veranstaltung zu tollen Cocktails ein.
Wenn die Bauarbeiten wie geplant voranschreiten dürfte im Spätherbst das Richtfest anstehen.