Dorfentwicklungsprogramm - Umsetzung kommunaler Vorhaben und Privatberatung beginnt
Im September 2017 wurden die Neustädter Stadtteile Mengsberg, Momberg und Speckswinkel durch Staatsministerin Priska Hinz in das Dorfentwicklungsprogramm des Landes Hessen aufgenommen. 2018 wurde unter Beteiligung der Einwohnerinnen und Einwohner ein Integriertes Kommunales Entwicklungskonzept (IKEK) erarbeitet und Anfang 2019 der Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen zur Genehmigung vorgelegt. Nachdem diese zwischenzeitlich erfolgte und die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Neustadt (Hessen) das IKEK und den darin enthaltenen Kosten-, Zeit-, und Maßnahmenplan als Grundlage für das weitere Vorgehen bis Ende 2024 anerkannte, kann nun endlich das Dorfentwicklungsprogramm richtig starten.
Am 25. Juni 2019 fand im Dorfgemeinschaftshaus Momberg eine entsprechende Informationsveranstaltung statt. Dabei wurde noch einmal kurz auf die bisher zurückgelegten Schritte geblickt und über das weitere Vorgehen informiert.
Bürgermeister Thomas Groll freute sich zu Beginn neben den Ortsvorstehern Karl-Heinz Kurz, Jörg Grasse und Karl Stehl sowie rund vierzig interessierte Einwohnerinnen und Einwohner aus Mengsberg, Momberg und Speckswinkel auch Landrätin Kirsten Fründt begrüßen zu können. Er wertete ihre Anwesenheit als ein deutliches Zeichen dafür, dass ihr die Entwicklung des ländlichen Raumes im Landkreis Marburg-Biedenkopf besonders am Herzen liege. Zudem dankte der Bürgermeister neben der Landrätin auch Ulrich Buddemeier und Mena Söhlke vom Fachdienst Kreisentwicklung für die tatkräftige Unterstützung in den vergangenen Monaten. Ebenso wie das Büro akp mit Heike Brandt seien sie stets ansprechbar und stünden mit Rat zur Verfügung.
Bürgermeister Thomas Groll betonte, dass es nun darum gehe, das IKEK mit Leben zu erfüllen und schrittweise umzusetzen. „Wir wollen in den kommenden sechs Jahren etwas für unsere Stadtteile erreichen. Dabei wollen wir über den Tellerrand des jeweiligen Dorfes hinausschauen und gemeinsam etwas tun. Hierbei kann durchaus auch die Kernstadt mit einbezogen werden. Das Motto heißt dabei: WIR = Weitblickend, Innovativ und Regional“, so Thomas Groll.
Landrätin Kirsten Fründt dankte in ihrem Grußwort allen, die sich seit Anfang 2018 mit Ideen aktiv eingebracht haben. Dorfentwicklung, so die Landrätin, könne nur gelingen, wenn viele bei den unterschiedlichen Prozessen mitmachen. Sie freue sich über das gezeigte bürgerschaftliche Engagement und setze darauf, dass dies auch in Zukunft vorhanden sei. Dorfentwicklung sei eine große Chance, nicht nur für die Kommune selbst, sondern auch für jeden einzelnen in den entsprechenden Fördergebieten. Kirsten Fründt dankte der Stadt Neustadt (Hessen) für ihr vielfältiges Engagement. „Man merkt immer wieder, dass sich die Kommune intensiv mit ihrer Zukunft auseinandersetzt und nach Lösungswegen sucht“, so die Landrätin.
Bürgermeister Thomas Groll ging anschließend auf die nächsten Schritte ein. In der Verwaltung bereite er gemeinsam mit der zuständigen Mitarbeiterin Guendalina Balzer Förderanträge für die Revitalisierungsstudie für den Ortskern Speckswinkel, den Umbau des alten Kindergartengebäudes in Momberg zu einem multifunktionellen Haus und eine Machbarkeitsstudie für den zukünftigen Gemeinschaftsraum in Mengsberg vor. Es handele sich hierbei um drei große und wichtige Projekte.
„In Speckswinkel gibt es eine große Zahl von Leerständen. Wir wollen überlegen, wie wir hier mittelfristig mit umgehen können. Gibt es Möglichkeiten der Wohnnutzung oder muss vielleicht auch einmal ein Gebäude aufgrund des Schadensbildes abgerissen werden“.
Die Machbarkeitsstudie, die wir gerne auch auf die anderen Stadtteile übertragen würden, soll uns hier Möglichkeiten und Wege aufzeigen. Dies wird nur im Miteinander mit dem Denkmalschutz gelingen“, stellte der Bürgermeister fest.
„In Momberg wollen wir ein multifunktionales Haus mit unterschiedlichsten Angeboten etablieren. Auch die anderen Stadtteile und die Kernstadt sollen hiervon profitieren. Wir wollen den derzeit leerstehenden Kindergarten mit Leben erfüllen“, erklärte Groll.
„In Mengsberg brauchen wir eine zeitgemäße Gemeinschaftseinrichtung. Wir haben erste Gespräche mit der Kirche geführt, die wir fortsetzen werden. Es geht aber auch darum, für das weitere Vorgehen nach möglichen Alternativen zu schauen. Dies ist auch eine Vorgabe des Fördermittelgebers.“
Heike Brandt vom Kasseler Büro für Stadt- und Regionalentwicklung akp stellte dann die Fördergebiete in den einzelnen Stadtteilen für die Förderung privater Bauvorhaben vor. Erfreulicher Weise ist es durch eine Richtlinienänderung möglich, dass nunmehr auch der Stadtteil Momberg hiervon profitieren kann, obwohl dort die Dorferneuerung erst 2014 ausgelaufen ist. Die Förderschwerpunkte decken sich mit den historischen Ortskernen. In Mengsberg kommt noch der Siedlungsbereich Im Hegeholz hinzu, der zum großen Teil in den 1950er Jahren errichtet wurde. Auch in Momberg und Speckswinkel werden noch kleinere Ergänzungen vorgenommen. Die Ortsvorsteher verfügen über Karten mit den Fördergebieten.
In diesen Bereichen können private Baumaßnahmen gefördert werden.
Mena Söhlke vom Fachdienst Kreisentwicklung gab hierzu nähere Erläuterungen ab. Privatmaßnahmen können nach aktuellem Stand mit 35% der anerkannten Kosten, maximal 45.000 Euro gefördert werden. Handelt es sich bei dem privaten Gebäude um ein Kulturdenkmal, so sind 35%, maximal 60.000 Euro möglich. Derzeit wird darüber nachgedacht, den Umbau von Wirtschaftsgebäuden zu Wohnzwecken besonders zu fördern.
Im Vorfeld von Förderanträgen ist eine städtebauliche Beratung dringend angeraten. Diese wird von der Architektin Monika Heger aus Jesberg vorgenommen und ist mit einem Zeitbudget von 4 Stunden kostenfrei. Frau Heger verfügt über Erfahrungen aus unterschiedlichen Fördergebieten beispielsweise aus Knüllwald, Frielendorf und Neuental. Monika Heger stellte den Anwesenden eine erfolgreiche Präsentation „Vorher-nachher“ vor. Dabei wurde deutlich, was mit der Dorfentwicklung alles umgesetzt werden kann.
Bürgermeister Thomas Groll rief dazu auf, dieses Angebot rege zu nutzen.
„In den Jahren bis 2024 wollen wir Mengsberg, Momberg und Speckswinkel voranbringen. Dies gilt sowohl für die kommunale Infrastruktur als auch für private Maßnahmen. Die Kommune wird hierzu auch ihren finanziellen Beitrag leisten. Wir tun dies in der Gewissheit, dass wir unsere Dörfer als liebenswerte Heimat erhalten wollen“, so der Bürgermeister abschließend.