„Älterwerden in Neustadt“ – Was bisher geschah…
Ein Statusbericht.
Vor einigen Wochen habe ich mich, wie auch das Projekt „Älterwerden in Neustadt“, im Mitteilungsblatt und der Oberhessischen Presse vorgestellt. Seitdem ist Einiges geschehen. Zwölf Neustädter*innen haben sich als Reaktion auf den Artikelbei mir gemeldet und mitgeteilt, dass sie die Bürgerhilfe sinnvoll und wichtig finden und sich gerne für diese einbringen möchten. Über so viel positive Resonanz habe ich mich wirklich sehr gefreut.
Vereinzelt bekomme ich zu hören: „So etwas brauchen wir hier in Neustadt nicht!“ Zunächst ist das für mich eine wertvolle Rückmeldung, aus der sich folgern lässt, dass diese Menschen sich gut versorgt fühlen. So sollte es sein! Doch so geht es leider nicht allen. In persönlichen Gesprächen vertrauen sich mir manche Menschen an und berichten, wie belastend die Rundumpflege ihrer Angehörigen doch sein kann, wie fordernd die Mutter oder der Vater doch ist, dass keine Zeit für sich selbst bleibt.
Das Lebensumfeld der Menschen hat sich in den letzten Jahrzehnten maßgeblich verändert und wird sich weiter verändern. Die Großfamilie, in der jede Generation ihren Beitrag für ein gemeinsames Miteinander unter einem Dach leistete, ist weitgehend passé. Die mittlere Generation kann dies heute nicht mehr leisten: Diese Generation steht den Senioren und Kindern heute weit weniger zur Seite, als dies in früheren Jahren der Fall war, mit der Folge, dass Senioren, die in ihrem gewohnten Umfeld verbleiben, dort häufig weitgehend auf sich allein gestellt sind. Wir wissen heute, dass sich das Problem der fehlenden Hilfe noch verschärfen wird, auch weil die durchschnittliche Lebenserwartung der Menschen ständig steigt. Hier kann die Bürgerhilfe ansetzen.
Aber was genau soll eigentlich die Bürgerhilfe leisten und was nicht? Die Bürgerhilfe ist eine Organisation von Hilfen von Bürger*innen für Bürger*innen mit dem Ziel Menschen mit Alltagproblemen zu unterstützen, für die es keine gewerblichen Anbieter gibt. Es geht also nicht darum die Menschen zu pflegen. Älteren soll dabei geholfen werden, möglichst lange in ihrem vertrauten Umfeld leben zu können, sie im Alltag z.B. bei Arztbesuchen oder beim Einkaufen zu unterstützen und ihnen eine Stütze zu sein.
Am 3. Dezember fand im Haus der Vereine bereits das 4. Treffen aller an der Zukunft der kommunalen Seniorenarbeit interessierten Neustädter*innen statt. Bei diesen Treffen geht es darum die Ideen und Anliegen der Bürgerinnen und Bürger einzubringen und weiterzuentwickeln. Dieses Mal nahmen auch die zwölf an der Bürgerhilfe interessierten Neustädter*innen an der Veranstaltung teil und somit war die Bürgerhilfe das Hauptthema.
Zu Gast waren Dr. Herbert Koch, Vorsitzender des Bürgerhilfevereines Lahntal e.V. und Isa Brelowski, die Koordinatorin der Bürgerhilfe in Lahntal. Sie berichteten von ihren Erfahrungen bei der Gründung des Bürgerhilfevereines und der täglichen Praxis. Die Bürgerhilfe in Lahntal wurde vor nun zwei Jahren nach dem Mardorfer Modell aufgebaut, arbeitet aber erst seit Februar dieses Jahres auch praktisch. Zunächst einmal mussten auch dort Helfer*innen gefunden und geschult werden. Die Schulung ist für die Helfer*innen selbstverständlich gratis und soll im Umfang von etwa 40 Stunden Inhalte vermitteln wie bspw. Kommunikation und Gesprächsführung, Basiswissen über Krankheitsbilder und Wahrnehmung des bestehenden Hilfe- und Unterstützungsbedarfs. Hildegard Kräling von der Bürgerhilfe Amöneburg bietet allen an der Bürgerhilfe interessierten Neustädter*innen an, an der im kommenden Frühlig in Mardorf stattfindenden Schulung teilzunehmen. Bei bestehendem Interesse an dieser Schulung können Sie sich gern an mich wenden.
Ein weiteres Thema der Veranstaltung war das Thema „Bürgerbus“. Gerd Leißner und Reinhold Mann berichteten über den Sachstand rund um den Bürgerbus, welcher vom Land Hessen im Rahmen der Offensive „Land hat Zukunft – Heimat Hessen“ gefördert wird. Der Bürgerbus, der die Mobilität in den Ortsteilen und der Kernstadt für ältere Menschen sicherstellen soll, ist nicht als Ersatz des ÖPNV vorgesehen, sondern als sinnvolle Ergänzung. Erfreulicherweise haben sich auch hier bereits mehrere Fahrer*innen gemeldet, die bereit sind ehrenamtlich Ältere Neustädter*innen, Menschen mit Mobilitätseinschränkungen u. ohne eigenes Auto z.B. zum Einkaufszentrum, zum Arzt oder zur Apotheke fahren. Derzeit wird noch ein Konzept ausgearbeitet bei dem es u.a. darum geht, ob es Haltestellen- oder Haustürbedienung und mit oder ohne Fahrplanbindung geben wird. Auch zu klären ist die Trägerschaft des Bürgerbusses, der vorzugsweise in einen Verein integriert sein soll.
Hier wurde auf der Veranstaltung die Option einer Bürgervereinsgründung diskutiert; mit dem Fokus auf Menschen mit Unterstützungsbedarf. Themenschwerpunkte des Vereines könnten der Bürgerbus, die Bürgerhilfe, der Bereich rund um das Thema Freizeit und Begegnung, sowie z.B. Gesundheits- und Beratungsangebote sein. Dabei soll keineswegs ein „Konkurrenzangebot“ zu bereits in Neustadt etablierten Einrichtungen und Strukturen entstehen, sondern ein ergänzendes Angebot. Auch können Arbeitskreise zu Themen wie „Mehrgenerationen-WG: Miteinander von Jung und Alt statt allein“ oder „Seniorenwohnzimmer“ etabliert werden.
Für Fragen und Anregungen rufen Sie mich an oder schreiben Sie mir!
Ihnen alles Gute für das neue Jahr 2019.
Svetlana Nerenberg
Koordinatorin des Projektes „Älterwerden in Neustadt“
Sprechzeit: Do 14-16 Uhr im Quartiersbüro, Marktstraße 6
06692 9691159 | Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!