„70 Jahre Währungsreform – der Beginn des Wirtschaftswunders“ - Parl. Staatssekretär Oliver Wittke sprach in Neustadt
Am 9. November 2018 setzte die Stadt Neustadt (Hessen) ihre zeitgeschichtliche Veranstaltungsreihe zu besonderen Ereignissen und Persönlichkeiten der deutschen Geschichte fort. Diesmal befasste man sich mit der Währungsreform 1948, der Einführung der Deutschen Mark, und dem Beginn des Wirtschaftswunders.
Als Ehrengast konnte Bürgermeister Thomas Groll diesmal Oliver Wittke begrüßen. Dieser gehört seit 2013 dem Deutschen Bundestag an und ist seit März 2018 Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Energie. Zuvor war der Christdemokrat Landtagsabgeordneter in Nordrhein-Westfalen, Oberbürgermeister seiner Heimatstadt Gelsenkirchen und Minister für Bauen und Verkehr im bevölkerungsreichsten Bundesland.
Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung wieder vom Trio „Semplice“. Willfred Sohn, Karl-Joseph Lemmer und Michael Dippel hatten auch diesmal mit „Money, Money, Money“, „Gold und Silber lieb ich sehr“ und „Wenn ich einmal reich wär“ zur Thematik des Abends passende Lieder ausgesucht.
In seinen einleitenden Worten verwies Bürgermeister Thomas Groll zunächst darauf, dass der 9. November ein „Schicksalstag der deutschen Nation“ sei: 1918 – Ende des I. Weltkrieges und Thronverzicht des Kaisers, 1938 – Pogromnacht, 1989 – Fall der Berliner Mauer, um dann zum Thema der Veranstaltung überzuleiten, an der u. a. Staatssekretär a.D. Frank Gotthardt und die Kreisbeigeordneten Sigrid Waldheim (Stadtallendorf) und Volker Drothler (Wetter) sowie Stadtverordnetenvorsteher Franz-W. Michels, Erster Stadtrat Wolfram Ellenberg und Ehrenstadtrat Ludwig Dippel teilnahmen.
Der Bürgermeister nahm dabei die berühmte Quizsendung „Dalli Dalli“ von Hans Rosenthal zur Hilfe. In 15 Sekunden sei ihm zum Oberbegriff „Währungsreform“ folgendes eingefallen: D-Mark, Ludwig Erhard, Wiederaufbau, Wirtschaftswunder, Euro, soziale Marktwirtschaft, Ende des Schwarzhandels, Wohlstand, Stabilität…
Zahlreiche dieser Begriffe griff Parlm. Staatssekretär Oliver Wittke in seiner Ansprache wieder auf.
Er erinnerte daran, dass die Währungsreform in den drei westlichen Besatzungszonen Deutschlands am 20. Juni 1948 stattfand, maßgeblich von Ludwig Erhard, dem Vater der sozialen Marktwirtschaft initiiert und von den USA vorbereitet. Jeder erhielt seinerzeit 40 D-Mark und die Regale der Geschäfte waren auf einmal wieder voll. Wittke verwies darauf, dass es in Folge der Währungsreform zur Berlin-Blockade durch die Sowjets kam, die im Verlauf des Jahres 1948 ebenfalls eine neue Währung in ihrer Besatzungszone einführten, damit wurde die Teilung Deutschlands zementiert.
Der Gast aus Berlin machte deutlich, dass zunächst die D-Mark eingeführt wurde und erst ein knappes Jahr später die Bundesrepublik durch Verabschiedung des Grundgesetzes entstand. „Die Währung war das erste einigende Band des neuen Staates“, betonte der Staatssekretär, der den geschichtlichen Verlauf bis zur Wirtschafts- und Währungsunion mit der DDR 1990 und der Einführung des Euros 2002 nachzeichnete.
Die D-Mark habe stets für Preisstabilität und Sicherheit gestanden, die Bürger hätten Vertrauen in ihre Währung gehabt. Diese sei mehr als ein profanes Zahlungsmittel gewesen.
Oliver Wittke betonte im Verlauf seiner Ausführungen, dass sich 1949 die Gründerväter und -mütter der Bundesrepublik bewusst für eine soziale Marktwirtschaft ausgesprochen hätten. Der Staat müsse einige wenige Vorgaben machen, denn reiner Kapitalismus werde bei weitem nicht allen gerecht.
Auch für den Euro brach Wittke abschließend eine Lanze. „Staaten die eine Währung haben, führen keine Kriege gegeneinander. Der Euro steht für eine große politische Idee“, stellte er heraus.
Thomas Groll dankte dem Staatssekretär für seinen Besuch und bat ihn zum Ende der Veranstaltung sich in das Goldene Buch der Kommune einzutragen.