Ab in die Mitte 2018 - Eine Innenstadt hat viele Funktionen: Einkaufen, Wohnen, Freizeit und Kultur - Stadt Neustadt plant Schaffung eines Verfügungsfonds
Die Innenstadt-Offensive Hessen „Ab in die Mitte“, so Neustadts Bürgermeister Thomas Groll, sei für ihn mehr als nur sieben Festtage mit Spaß und Frohsinn. Vielmehr gehe es seiner Auffassung nach auch darum, sich inhaltlich mit der Frage zu beschäftigen, wie die Zukunft der Innenstadt aussehen könne und welche Initiativen von Geschäftsleuten, Eigentümern und Kommune ergriffen werden sollten, um diesen Bereich zu stärken und attraktiver zu machen. Aus diesem Grund hatte der Bürgermeister kürzlich gemeinsam mit Heike Brandt vom Büro akp aus Kassel, welches das Städtebauförderungsprogramm „Soziale Stadt“ betreut, zu einem Gesprächsabend in das Historische Rathaus eingeladen.
Eingangs stellte Thomas Groll heraus, dass die Neustädter Innenstadt für ihn mehr als Markt- und Bahnhofstraße sei, auch der Bürgerpark oder der Bereich zwischen Markt- und Ringstraße gehöre für ihn dazu. Der Bürgermeister sprach sich dafür aus, sich dem Thema mit Realismus zu nähern. Leerstände, die Verlagerung von Geschäften in Außenbereichen oder eine Zunahme des Internet-Handels seien keine Neustädter Besonderheiten, sondern allgemein verbreitet. Man dürfe daher eine Innenstadt nicht nur auf den Bereich „Einkaufen“ reduzieren, dies sei seit 15, 20 Jahren vorbei und werde nicht wieder kommen. Vielmehr müsse man der Stadtmitte auch Aufgaben wie Wohnen, Freizeitgestaltung und Kultur zuordnen. Wenn das „Angebot“ stimme – etwa beim Frühlingsmarkt, dem Straßenmalerfestival oder dem Neustädter Advent – dann sei auch etwas los. Selbst von außerhalb kämen hierzu Besucher, denn diese Veranstaltungen hätten einen guten Namen. Auch der Bürgerpark und die dortigen Events fänden regelmäßig guten Zuspruch, betonte der Bürgermeister. Die historische Bausubstanz mit Junker-Hansen-Turm, Rathaus, Historischem Rathaus oder Stadtpfarrkirche sei ebenfalls ein „Pfund“, mit dem man noch zu wenig wuchere. „Wenn ich auswärtige Besucher habe, sind sie immer begeistert von unserem Ambiente. Als Einheimische nehmen wir dies gar nicht richtig wahr. Deshalb ist es richtig, dass die Kommune in den Rathausplatz und den Bürgerpark investieren wird, denn unsere Stärken gilt es auszubauen“, erklärte der Bürgermeister. Er will sich zudem 2019 dafür einsetzen, den „runden Turm“ vermehrt zu öffnen und „offene“ Stadtführungen anzubieten. Das Stadtjubiläum Neustadt750 in 2022 biete sicher Chancen in diesem Bereich, die es zu nutzen gelte.
Heike Brandt stellte mit „dem Blick von außen“ fest, dass sich in Neustadt aktuell einiges tue.
Dies gelte es mit Hilfe des Städtebauförderungsprogrammes „Soziale Stadt“ bis 2025 weiter zu forcieren.
Ein Baustein hierzu soll ein sogenannter „Verfügungsfonds“ sein, der mit Mitteln von Bund, Land und Kommune ausgestattet sein wird. Für 2019 habe die Stadt Neustadt (Hessen) beim Hessischen Umweltministerium 35.000 Euro hierfür beantragt und müsse ein Drittel hiervon selbst tragen.
Ein Verfügungsfonds, so erläuterte die Städteplanerin, sei ein Budget in einem Fördergebiet – in Neustadt die Innenstadt, Leipziger Straße, Emil-Rössler-Straße, Graf-Spee- und Karl-Braun-Straße- um Akteure wie Bewohnerschaft, Vereine, Gewerbetreibende u. a. zur Durchführung eigener kleinerer Projekte anzuregen. Der Fonds soll dazu dienen, kleinere investive Projekte und Maßnahmen von im Gebiet wirkenden Akteuren umzusetzen. Maßnahmen im nicht-investiven Bereich seinen leider nur unter bestimmten Bedingungen förderfähig. Als konkrete Beispiele von förderfähigen Vorhaben nannte Heike Brandt das Aufstellen von Sitzbänken, ein Programm zur Vermeidung Leerständen, die Schaffung kleinerer Außenbereiche, Pflanzaktionen, Verschönerung/Begrünung von Freiflächen, Verbesserung der Beleuchtungssituation, Anschaffung von Spielgeräten, eine intensive Öffentlichkeitsarbeit und die Vergütung für kleinere Aufträge (Künstler, Referenten).
Natürlich sei die Fördersumme mit geplanten 35.000 Euro begrenzt, aber mit diesem Betrag könne man durchaus etwas bewegen, ist sich Brandt sicher. Eine Auffassung, die Thomas Groll teilt. Es sei gegenwärtig vorgesehen, im Höchstfall 3.000 Euro pro Antrag zu bewilligen, eine Eigenbeteiligung von 10 % sei gewünscht. Über die Verteilung der Gelder soll ein Gremium mit Akteuren aus den Fördergebieten befinden. Eine Richtlinie müsse aber noch erarbeitet werden.
Bürgermeister Groll warb zum Abschluss dafür, dass dieser Fonds angenommen wird und bat Gewerbetreibende und Eigentümer darum, mitzumachen.